Werkstatt
In der Werkstatt geht es mit dem neuen Roman
weiter.
vielen Dank für eure tollen Ideen. Ich werde sie wie immer in die neue Detektivgeschichte um Leo Lessing einbauen. Viel Spaß beim lesen, mitraten und gewinnen!
Detektei Lessing
Band 47
Mord im Spiegel
1
Es war der Morgen eines ganz normalen Tages, irgendwo in einer Gymnasialklasse, wie es sie zu hunderten in unserem Land gibt. Nach und nach fanden sich die Schüler ein, begrüßten sich und erzählten von allerlei interessanten und auch langweiligen Begebenheiten. Die Lehrkraft verspätete sich wieder einmal, also, wie gesagt, alles ganz normal, oder doch nicht? So, wie das Gymnasium, waren auch die Klasse und die Schüler, die ihr Abi an diesem Ort nachmachen wollten, eben nicht so ganz normal. Die Schule, in der wir uns befinden, ist das Kolleg an der Wolfenbütteler Straße in Braunschweig.
Während mehrere Schüler in kleineren Gruppen zusammenstanden und miteinander schwatzten, saß Marina allein, abseits von ihnen. Sie versuchte nicht aufzufallen, sich unsichtbar zu machen. Sie spürte die unverhohlenen Blicke dreier Mädchen, die sich wie immer über sie lustig machten. Schließlich betrat Paul den Raum. Marina zitterte am gesamten Körper. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn, als sie sah, wie ihm Kathi einen Umschlag reichte und er die darin enthaltenen Fotos wortlos betrachtete. Marina wurde schlecht, Tränen traten ihr in die Augen, suchten sich ihren Weg über das ungeschminkte Gesicht.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Kathi auch die restlichen Fotos aus dem Kuvert nahm und durch die Klasse reichte. Sie kannte die Aufnahmen und schämte sich dafür, trotzdem ertrug sie die darauffolgenden Reaktionen der Kollegiaten mit scheinbar stoischer Gelassenheit. Viel schwerer wog die Enttäuschung über Paul, der ihr Vertrauen so sehr missbraucht hatte. Als sie sah, wie er mit den anderen lachte, explodierten ihre Gefühle, ließen sich nicht länger kontrollieren, suchten nach einem Ventil, um dem ungeheuren Druck weiter standzuhalten. Vergeblich!
Sie sprang unvermittelt von ihrem Stuhl auf, lief auf eines der Fenster zu, öffnete es und stieg auf das geteerte Flachdach, welches sich davor befand. Sie spürte die Blicke, die ihr auf diesem Weg folgten. Sie hörte das Lachen ihrer Mitschüler und sie vernahm ihre herablassenden Worte, doch all dies drang nicht mehr zu ihr durch. Dieses Leben war es nicht mehr wert, weiter gelebt zu werden. So lange sie denken konnte, war sie nur für andere die Witzfigur. Verspottet und erniedrigt. Marina konnte nicht mehr und sie wollte nicht mehr.
Ihre Schritte in Richtung Dachkante wurden schneller. Sie drehte sich nicht mehr um, wollte einfach nur noch alles hinter sich lassen, diesem ungeliebten Leben und allem, was damit einherging entfliehen. So bemerkte sie nicht, wie ihr der Lateinlehrer auf das Dach folgte. Seine Zurufe verhalten von ihr ungehört. Unter ihr musste sich gerade Hitlers Kaminzimmer befinden. Welch merkwürdige Gedanken in diesem Moment Besitz von ihr ergriffen. Sie musste laufen und weit genug über die Dachkante springen, um nicht am Führerbalkon hängenzubleiben.
Ihre Schritte beschleunigten sich mehr und mehr. Keine zehn Meter mehr bis in die Freiheit. Sie rannte! Nur noch fünf Meter! Der Wind trocknete ihre Tränen. Ein wohliges Gefühl durchströmte ihren Körper. Vier! Sie sah auf die Baumkronen, die sich ein Stück weit vor ihr auftaten. Auf einmal erschien ihr alles so friedlich. Drei! Keiner der Kollegiaten an den Fenstern lachte, niemand grölte ihr nach, machte sich lustig über sie. In diesem Moment hatte sie ihre volle Aufmerksamkeit und vielleicht mischte sich unter ihr Entsetzen sogar so etwas wie Respekt.
Ein Meter! Wer auch immer erwartet oder gehofft hatte, dass Marina ihr Vorhaben abbrechen würde, wusste, dass es dafür zu spät war. Es war der Moment, in dem man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Die Kollegiaten sahen, wie Martin Bänder den Abstand zu Marina bis auf wenige Meter verkürzt hatte und doch war ihnen bewusst, dass er zu spät kommen würde. Es war der Moment, in dem sie alle den Atem anhielten. Der Moment, in dem es kein Zurück mehr geben würde.
Für Marina war es der Moment, in dem sie in die Freiheit sprang. Sie schien leicht wie ein Vogel, ohne jegliche Last, befreit von allen Zwängen, einfach nur sie selbst. Ihr letzter Gedanke gehörte ihrer Mutter, die immer für sie dagewesen war. Schon seit langem hatte sie ihr nichts mehr von ihren Problemen erzählt, weil sie wollte, dass sich ihre Mutter ein neues Glück suchte. Viel zu lange hatte die Heilpraktikerin ihr eigenes Leben für sie zurückgestellt. Sie würde über ihren Tod hinwegkommen und einen Mann finden, mit dem sie glücklich werden konnte. Der letzte Gedanke riss ab, ergoss sich in einem Meer der Ruhe. Kein Schmerz, nur die friedliche Stille des Todes.
2
Nur wenige Minuten nach dem schrecklichen Ereignis traf der erste Streifenwagen und kurz darauf ein Rettungswagen am Ort des Geschehens ein. Während Polizeimeister Gimpel und Polizeiobermeisterin Sprengel das Gelände vor dem Führerbalkon weiträumig absperrten, stellte der Rettungsarzt den Tod der jungen Frau fest. Jenseits des gespannten Trassierbands standen dutzende fassungsloser Schüler, die nach einer Erklärung für den Suizid suchten. Lateinlehrer Martin Bänder stand unter Schock. Er saß auf der angrenzenden Wiese und lehnte mit dem Rücken an einem der Bäume. Auch die beiden jungen Männer, denen Marina quasi vor die Füße gestürzt war, hatten einen Schock erlitten und mussten im Rettungswagen behandelt werden.
„Mordkommission, mein Name ist Wurzer“, stellte sich der Beamte mit gezücktem Dienstausweis vor. „Die junge Frau neben mir ist Kommissarin Hofmeister.“ Die Stirn der Schulleiterin krauste sich. „Mordkommission?“ „Wir waren ganz in der Nähe“, erklärte Gesine Hofmeister. „Gibt es Zeugen?“, erkundigte sich Wurzer. Thea Strempel seufzte. „Leider mehr als genug.“ Sie deutete auf eine Traube von jungen Leuten, die sich in der Nähe des Lateinlehrers aufhielten. „Soviel ich inzwischen weiß, kletterte sie unmittelbar vor Unterrichtsbeginn aus dem Fenster des Klassenraumes auf das Dach“, erklärte die Schulleiterin und deutete nach oben. „Wurden die Angehörigen schon informiert?“, erkundigte sich Gesine Hofmeister. „Ich dachte, das machen Sie“, wirkte Thea Strempel verunsichert. „So bald uns die näheren Umstände bekannt sind, kümmern wir uns darum“, bestätigte die Ermittlerin.
„Ist Ihnen der Grund für den vermeintlichen Selbstmord bekannt?“, hakte der Kommissar nach. Thea Strempel schüttelte wortlos den Kopf. „Gibt es hier einen Raum, in dem wir die Zeugen in Ruhe befragen können?“ „Jetzt gleich?“ „Je eher desto besser.“
Kurz darauf saß den Ermittlern der Lateinlehrer gegenüber. „Fühlen Sie sich in der Lage, uns einige Fragen zu beantworten?“ fragte Hauptkommissar Wurzer kurz darauf im Büro der Schulleiterin. Martin Bänder nickte, immer noch ganz unter dem Einfluss der Ereignisse stehend. „Sie waren mit Frau Maurer allein auf dem Dach?“ „Ja, ich kam erst in den Klassenraum, als Marina schon auf dem Dach war“, erklärte der Lehrer. „Die Kollegiaten standen an den Fenstern und sahen zu ihr hinaus.“ „Weshalb hatten die Schüler nichts unternommen, um Frau Maurer daran zu hindern?“, erkundigte sich die Kommissarin. „Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen“, entgegnete Bänder wider besseres Wissen.
„Sie sind der Schülerin also auf das Dach gefolgt“, nahm der Hauptkommissar den Faden wieder auf. „Das bin ich. Marina reagierte allerdings nicht auf meine Zurufe. Es war, als stünde sie unter Drogen.“ Jürgen Wurzer stutzte. „Gibt es einen Anhaltspunkt dafür, dass es so gewesen sein könnte?“ „Wie? Ach so, nein, um Himmels Willen, das war nur ein Vergleich. Ich hätte ebenso gut sagen können, dass sie taub gewesen war.“ „Ich verstehe. Aber wo Sie das Thema schon mal ins Spiel gebracht haben, gibt es hier am Kolleg ein Drogenproblem?“ Martin Bänder reagierte verunsichert. „Nicht dass ich wüsste.“
„Sie folgten Frau Maurer also auf das Dach und liefen ihr nach“, bemühte sich die Kommissarin um die Rekonstruktion der letzten Sekunden im Leben des Opfers. „Ja sicher, ich versuchte sie einzuholen, aber der Abstand zu Marina einfach war bereits zu groß. Wenige Meter vor der Kante beschleunigte sie noch einmal.“ Der Lateinlehrer schüttelte den Kopf und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das Mädel wollte sterben, so viel steht fest.“ „Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe“, tröstete ihn Gesine Hofmeister. „Sie konnten es nicht verhindern.“
„Was können Sie uns sonst zu der jungen Frau sagen?“, lenkte Hauptkommissar Wurzer die Befragung auf die Persönlichkeit des Opfers. „Tja, was soll ich sagen? Marina gehörte nicht zu den beliebtesten Kollegiaten. Sie war eher distanziert und in sich gekehrt. Sie hatte meines Wissens keine Freunde in der Klasse. Eine Einzelgängerin halt.“ „Wie waren ihre schulischen Leistungen?“, hakte der Ermittler nach. „Nicht herausragend, aber gut. Sie hatte, soviel mir bekannt ist, in keinem ihrer Belegfächer Probleme.“
„Ist Ihnen etwas zum häuslichen Umfeld der Toten bekannt?“, wollte Kommissarin Hofmeister von dem Befragten wissen. „Nein, da kann ich Ihnen nun wirklich nichts zu sagen. Was mir auffiel, war höchstens Marinas einfache, aber stets saubere Garderobe.“ „Sie trug also, anders als andere, keine Markenklamotten“, fasste der Hauptkommissar zusammen. „Bänder nickte zustimmend. „Kann schon sein, dass sie von den Mitkollegiaten auch deswegen geschnitten wurde.“ Gesine Hofmeister schüttelte verständnislos den Kopf. „Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst?“
Im Gesicht des Pädagogen zeichnete sich so etwas wie Resignation ab. Ich ergriff diesen Beruf einmal, um junge Menschen auf das Leben vorzubereiten, inzwischen geht es nur noch darum, ihnen möglichst viel Wissen zu vermitteln. Was das Sozialverhalten angeht, habe ich nicht selten das Gefühl, dass es sich bei einem großen Teil der Kollegiaten um Grundschüler handelt und nicht um Personen, die volljährige Erwachsene sind.“ „Ein hartes Urteil“, entgegnete Gesine Hofmeister. „Glauben Sie mir, es wird von Jahr zu Jahr schlimmer.“
Die Stimme des Lateinlehrers klang wie die eines erschütterten Mannes, der kurz davor war, alles hinzuschmeißen. Der Tod seiner Schülerin hatte Martin Bänder hart getroffen. Inwieweit seine Worte dem Schock zuzuschreiben waren, unter dem er ganz sicher noch stand, lässt sich nur erahnen. Der Hauptkommissar fragte sich, ob der Suizid der jungen Frau allein in ihrem schlechten Verhältnis zu ihren Mitkollegiaten begründet war, oder ob viel mehr dahintersteckte.
„Das wäre es dann fürs Erste, Herr Bänder“, brach Hauptkommissar Wurzer die Befragung an dieser Stelle ab. „Seien Sie doch bitte so nett und schicken sie uns Frau Blank herein.“ „Ehrlich gesagt verstehe ich das Ganze hier nicht. Der Suizid ist doch unstrittig, oder nicht?“ „Im Prinzip ja“, stimmte ihm die Kommissarin zu. „Es gibt allerdings einige Begleitumstände, die wir gern aufklären möchten.“ Der Lateinlehrer zuckte mit den Achseln. „Ich schicke Ihnen Frau Blank rein.“
„Ein merkwürdiger Typ“, fasste Jogi zusammen. „Einerseits geht ihm der Tod seiner Schülerin sehr nahe, andererseits ist er nicht gerade gesprächig, wenn es um die Ursachenforschung geht.“ „Er will seine Schüler offensichtlich in kein schlechtes Licht rücken“, versuchte ihn Gesine zu verstehen. „So tragisch der Tod der jungen Frau auch sein mag“, seufzte der Hauptkommissar, „...letztlich ist sie für ihren Suizid allein verantwortlich. „Dann könnten wir uns weitere Befragungen sparen.“
„Sie unterrichten in der Klasse Französisch und Naturwissenschaft“, las die Kommissarin von ihrem Notizblock ab. Die schlanke Frau mit den hochgesteckten Haaren nickte ihr eifrig zu. „Haben Sie eine Erklärung für den Suizid von Frau Mauer?“, brachte es der Ermittler auf den Punkt. „Wieso ich?“, entgegnete Frau Blank verschreckt. „Was ist daran so abwegig? Die Tote war eine Ihrer Schülerinnen“, unterstrich der Hauptkommissar seine Frage. „Dazu kann ich nichts sagen“, reagierte sie hektisch. „Marina ließ eigentlich niemanden an sich heran.“ „Was meinen Sie mit eigentlich?“, hakte Wurzer nach. „Nichts! Kann ich jetzt gehen?“
Sie sprang auf, ohne die Antwort der Kommissare abzuwarten. „Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.“ „Marina soll in der Klasse nicht sonderlich beliebt gewesen sein“, ignorierte Gesine Hofmeister die Hektik, unter der die Lehrerin offensichtlich stand. „Das bin ich auch nicht“, entgegnete sie zynisch. „Bringe ich mich deswegen gleich um? Na ist doch so, oder?“ Die Ermittler sahen sich vielsagend an. „Bitte schicken Sie uns Frau Küster herein.“ „Soviel ich weiß, ist die schon wieder im Unterricht“, erklärte Frau Blank. „Das darf doch wohl nicht wahr sein“, reagierte Hauptkommissar Wurzer gereizt, als er auf den Gang hinaustrat und dort keine weiteren Zeugen mehr vorfand.
„Was sollten wir machen? Nachdem wir die Personalien festgestellt hatten, wollten alle nur noch weg“, rechtfertigte sich Polizeiobermeisterin Sprengel. „Wir konnten die Leute ja nicht gegen ihren Willen hier festhalten.“ „Jeder einzelne von denen bekommt eine Vorladung ins Präsidium“, wetterte der Hauptkommissar. „Das wollen wir doch mal sehen.“
„Zumindest haben wir jetzt genug Zeit, um die Familie von Marina Maurer zu informieren“, erinnerte die Kommissarin ihren Dienstpartner. „Ich hätte nichts dagegen, wenn du das allein machen würdest, Gesine. Du weißt ja, wie schwer ich mich mit so etwas immer tue.“ „Sorry Chef, im Normalfall übernehme ich das ja schon mal, aber hier geht es um Selbstmord.“ „Also gut, dann sollten wir diesen Gang hinter uns bringen.“
Eine knappe halbe Stunde später drückte Gesine Hofmeister ihren Daumen auf den Klingelknopf unter dem Namen von Sara Maurer, die in ihrem Haus eine Praxis betrieb. Ein Summton forderte die Ermittler auf das Grundstück zu betreten. Es dauerte einige Minuten, ehe sich die Haustür vor ihnen öffnete. „Zur Praxis geht es hinten herum“, erklärte die Heilpraktikerin und schloss die Tür.
Die Ermittler sahen sich verblüfft an, ehe Wurzer erneut klingelte. „Wir wollen nicht zur Praxis“, stellte er klar, nachdem sie die Haustür ein weiteres Mal öffnete. „Hauptkommissar Wurzer, meine Kollegin Hofmeister. Wir würden gern mit Ihnen sprechen.“ „Polizei? Habe ich etwas ausgefressen?“, lächelte Sara Maurer, während sie die Ermittler in ihr Haus bat. „Ich wünschte, es wäre so“, seufzte der Hauptkommissar. „Das hört sich aber dramatisch an“, verstand sie noch nicht den Ernst der Lage. „Nehmen Sie doch bitte Platz. Kann ich Ihnen etwas anbieten?“ „Danke, aber Sie sollten sich besser zu uns setzen.“
Ihre Gesichtsfarbe änderte sich in dem Moment, in dem sie begriff, dass etwas Schlimmes geschehen war. „Ist meiner Tochter etwas zugestoßen? Hatte Marina einen Unfall?“ „Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass ihre Tochter heute Vormittag im Kolleg verstarb.“ „Das kann doch nicht sein. Sie müssen sich irren!“ „Leider nicht“, entgegnete die Kommissarin. „Die Identität Ihrer Tochter wurde zweifelsfrei festgestellt.“
„Wie? Wie ist das passiert?“ „Es tut uns sehr leid, Frau Maurer, Ihre Tochter setzte ihrem Leben leider selbst ein Ende“, entgegnete Jürgen Wurzer mit einem dicken Kloß im Hals. Die Mutter der Toten schüttelte entsetzt den Kopf. „Das kann doch alles nicht wahr sein. Weshalb sollte sie sich das Leben nehmen?“ „Offensichtlich haben Sie keine Erklärung dafür“, schlussfolgerte Hauptkommissar Wurzer aus ihrer Reaktion. „Ich verstehe nicht, weshalb sie mir nichts von ihren Problemen sagte. Wir sprachen doch sonst über alles.“
Dicke Tränen kullerten über das Gesicht der Heilpraktikerin. Wir haben doch sonst immer alles gemeinsam gemeistert. Nach und nach realisierte sie das Unfassbare. „Wo ist sie jetzt?“ „Bei der Rechtsmedizin“, entgegnete der Hauptkommissar. „Aber ich will nicht, dass Marina aufgeschnitten wird“, überschlug sich die Stimme der Mutter. „Da Ihre Tochter keines natürlichen Todes starb, sieht das Gesetz zwingend eine Obduktion vor“, erklärte Gesine Hofmeister. „Wir informieren Sie, sobald der Leichnam Ihrer Tochter für die Beerdigung freigegeben wurde.“ „Musste sie leiden?“ Nach allem, was uns bislang bekannt ist, war sie sofort tot.“ Sara Maurer versuchte stark zu sein. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und holte tief Luft. „Wie hat sie sich...?“ „Sie sprang vom Dach ihrer Schule.“
„Gibt es jemanden, der sich um Sie kümmern würde?“, erkundigte sich die Kommissarin, „Nein, aber ich komme schon klar.“ „Wir können einen Seelsorger oder jemanden vom psychologischen Dienst für Sie anrufen.“ „Ich glaube, ich wäre jetzt einfach nur gern allein.“ Hauptkommissar Wurzer legte seine Visitenkarte auf den Tisch. „Zögern Sie nicht, falls Sie Hilfe brauchen.“ Sara Maurer nickte ihm dankbar zu. „Vielen Dank.“ Als die Ermittler das Haus verließen, hatten sie Bedenken, da weitere Hilfe von der Frau jedoch abgelehnt wurde, waren sie machtlos.
Fortsetzung vom 28.01.23
3
Auch Tage nach dem schrecklichen Suizid der jungen Frau waren Gesine Hofmeister und ihr Dienstpartner mit dem Fall beschäftigt. Da sich bei der Obduktion keinerlei Anhaltspunkte für einen unnatürlichen Tod durch Drogenkonsum oder einen Medikamentenmissbrauch ergab, war der Fall zwar rechtlich gesehen abgeschlossen, doch was die moralische Schuld ihrer Mitschüler betraf, wollten die Ermittler den Fall nicht einfach zu den Akten legen.
An diesem herrlichen Sommermorgen hatten sie sich auf den Weg zum Hauptfriedhof, unweit der Wolfenbütteler Polizeidienststelle an der ‚Lindener Straße‘ gemacht. Es war ihnen ein persönliches Bedürfnis, Sara Maurer durch ihre Teilnahme ihr Mitgefühl auszudrücken. Während der Andacht und bei der abschließenden Beisetzung hielten sie sich im Hintergrund. Sie sahen, wie sich Lehrer und Kollegiaten von ihr verabschiedeten.
Sara Maurer trat tapfer an das Grab ihrer Tochter, ließ eine weiße Rose auf den Sarg fallen und schloss für einen Moment die Augen. Sie bewegte ihre Lippen, als würde sie nur für Marina ein Gebet sprechen. Als sie ihre Augen öffnete, waren sie von hunderten Tränen gerötet. Sie nahm allein Abschied, weil sie den Vater ihrer Tochter nicht erreichen konnte und es auch sonst niemanden gab, der ihr Trost hätte spenden können. All die anderen, mit denen Marina ihr kurzes Leben teilte und die nun möglicherweise so wie sie vor ihrem Grab standen, waren nicht mehr als Statisten.
Keiner unter ihnen stand ihr nahe, keiner von ihnen liebte Marina auch nur ansatzweise so sehr wie sie. Niemals hatte sich ihre Tochter beklagt, ihr von dem Leid erzählt, welches ihr offenbar zugefügt worden war. Und doch muss es unter diesen Statisten jemanden gegeben haben, der ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte.
Sie sah jedem, der vor das Grab ihrer Tochter trat, ins Gesicht und tief in die Augen. Nur wenige hielten diesem Blick stand. Sie waren nach Saras Verständnis ohne Seele, aber waren sie auch für den Tod ihrer Tochter verantwortlich? Immer wieder wurde sie von diesen Gesichtern aus dem Schlaf gerissen. Immer wieder erschienen ihr die Augen ihres Kindes und sie sah die Verzweiflung darin. Zunächst nur während der Nacht und in ihren Träumen, Wochen später auch am Tag, wann immer sie in einen Spiegel sah.
„Wir kommen beide nicht zur Ruhe“, resümierte sie irgendwann. „Und ich weiß, was der Grund dafür ist, aber wirst du wirklich loslassen können, wenn die Schuld getilgt ist?“ Sara hoffte auf eine Antwort ihrer Tochter, doch es blieb bei dem stummen Spiegelbild, welches sie in dem ihren zu sehen glaubte. „Sie standen vor deinem Sarg und sahen dir nach. In ihren Augen war weder Reue noch Scham und doch weiß ich nicht, ob sie der Grund für deinen Entschluss waren.“
Sara atmete schwer. Sie spürte die Kraft, mit der Marina sie beeinflussen wollte. „Hättest du doch wenigstens einmal mit mir gesprochen, mir von deinen Peinigern erzählt, dann könnte ich sie heute zumindest zur Rechenschaft ziehen.“ Sara hatte kaum ausgesprochen, als die Klingel zu ihrer Praxis ertönte. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, sah sie in das schmerzverzerrte Gesicht eines gutaussehenden Mannes.
„Entschuldigen Sie bitte meinen Überfall. Ich habe leider keinen Termin und ich war auch noch nie in Ihrer Praxis, aber seit einiger Zeit leide ich immer wieder unter einem heftigen Hexenschuss.“ „Sie können ja kaum stehen, guter Mann. Kommen Sie doch erst mal herein.“ Ich bedankte mich und kam ihrer Aufforderung dankbar nach. „Nach der Spritze von meinem Hausarzt geht es mir zwar jedes Mal besser, aber nach ein paar Wochen geht's wieder von vorne los“, jammerte ich. „Ich brauche eine Lösung für das Problem. In meinem Beruf kann ich mir so was nicht leisten.“
Die Heilpraktikerin sah mich fragend an. „Ich bin Detektiv. Mein Name ist Lessing.“ Meine Antwort löste eine gewisse Zustimmung in ihr aus. Ich bemerkte eine rege Aktivität hinter ihrer Stirn. „Das trifft sich gut, ich hätte da einen Job für Sie.“ „Wie gesagt, dazu müsste ich erst wieder fit sein.“ „Keine Angst, Sie sind beileibe nicht der oder die Erste, den ich von seiner Lumbago erlöse“, versprach sie, während sie den Schlüssel im Schloss ihres Medikamentenschranks drehte.
„Na dann lassen Sie mal die Hose fallen“, bat sie mit einer Spritze in der Hand. „Damit hat es mein Hausarzt auch schon probiert“, entgegnete ich enttäuscht. „Wobei Ihr Hausarzt sicherlich einen anderen Wirkstoff verwendete“, ließ sie sich nicht vom Erfolg ihrer Behandlung abbringen. „Was ist da drinnen?“, erkundigte ich mich, während sich die Nadel in mein Muskelgewebe bohrte. „Eine Spezialmischung von mir“, erklärte sie. Der Hauptbestandteil besteht aus Schlangengift.“
„Ich überlege gerade, ob es nicht besser ist, wenn ich wieder zu meinem Hausarzt gehe.“ „Zu spät, die Spritze ist leer“, entgegnete sie emotionslos. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Wirkstoff hilft. Leider konnte es mir bislang kein Patient bestätigen.“ Meine kleinen grauen Zellen ratterten munter durcheinander. „Wieso nicht?“ „Bis jetzt kam keiner von ihnen wieder.“ „Weil sie am Gift gestorben waren?“ Die Heilpraktikerin zuckte mit den Achseln. „...oder weil sie nie wieder von der Hexe geschossen wurden?“
Es sind Momente wie dieser, in denen ich anderen immer wieder auf den Leim gehe. Wahrscheinlich fehlt mir dieser besondere schwarze Humor. Fakt ist, dass es mir schon nach kurzer Zeit erheblich besser ging.
„Vielleicht können wir die Kosten für meine Behandlung mit den Kosten für Ihre Recherchen verrechnen?“, schlug sie vor. „Dazu müsste ich zunächst wissen, um was es eigentlich geht.“ „Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll“, seufzte sie. „Meine Tochter verstarb vor etwa drei Wochen.“ „Das tut mir sehr leid.“ „Marina sprang vom Dach ihrer Schule.“ Ich horchte auf. „Geht es um das Kolleg in Braunschweig?“ Jogi hatte mir bei unserem letzten Treffen davon erzählt. „Woher wissen Sie das?“ „In meinem Beruf sollte man stets gut informiert sein.“
„Ich will wissen, warum sie sich das Leben nahm. Wer oder was trieb sie dazu? Ich will verstehen, weshalb sie es tat.“ Nur wer sich selbst in einer vergleichbaren Situation befunden hatte, konnte nachempfinden, was in einer Mutter vor sich geht, die auf eine solch schreckliche Weise ihr Kind verlor. Mir war klar, dass sich diese Frau für den Rest ihres Lebens die Schuld an dieser Tragödie geben würde. Auch meinem besten Freund und ehemaligen Dienstpartner bei der Braunschweiger Kripo hatte der Suizid der jungen Frau gehörig zugesetzt.
„Übernehmen Sie den Fall, Herr Lessing?“ Mir bleibt ja gar keine andere Wahl, wenn ich wissen will, ob die anderen Patienten den Giftcocktail überlebt haben.“ „Sehr schön“, freute sich Frau Maurer. „Wann können Sie loslegen?“ „Sobald ich wieder fit bin und wir uns über die Modalitäten und mein Honorar geeinigt haben.“ „Das sollte kein Hindernis sein.“
Kurz darauf erzählte mir meine Klientin von ihrer Tochter. „Marina war ein tolles Mädchen. Sie versuchte mir niemals Kummer zu machen und all ihre Probleme selber zu lösen. Sie war noch sehr klein, als uns ihr Vater verließ. Von dem Tag an waren wir auf uns allein gestellt. Sie beklagte sich niemals. Auch dann nicht, wenn ich sie wegen der vielen Arbeit vernachlässigen musste oder wenn das Geld so knapp war, dass sie nicht mit auf Klassenfahrt gehen konnte.“
„Sie hatten offensichtlich eine sehr intensive Verbindung zueinander“, sinnierte ich. „Glauben Sie mir, Herr Lessing, eine Mutter könnte sich keine bessere Tochter wünschen.“ „Was genau versprechen Sie sich von meinen Ermittlungen?“ Auch wenn Marina nichts sagte, spürte ich seit einiger Zeit, dass es da etwas gab, was sie negativ aufwühlte. Als ich sie darauf ansprach, reagierte sie mit Ausflüchten. Das tat sie, wenn sie davon überzeugt war, die Dinge allein ins rechte Licht rücken zu können.“ „Ich nehme an, Sie haben keine Idee, um was es sich dabei gehandelt haben könnte“, hakte ich nach. „Leider nein.“
„Haben Sie schon mit den Freunden Ihrer Tochter gesprochen?“ Meine Auftraggeberin sah mich betroffen an. „Marina hatte keine Freunde.“ Ich reagierte irritiert. „Oder Bekannte.“ „Da gab es niemanden. Sie war eine absolute Einzelgängerin. Während ihrer Zeit in der Realschule gab es einige Menschen, die ihr sehr weh getan haben. Ich glaube, meine Tochter hatte einfach Angst vor weiteren Enttäuschungen.“ „Das ist sehr traurig“, seufzte ich.
„Ich möchte wissen, ob es da wieder jemanden gab, der auf Marinas Kosten seinen Spaß suchte.“ „Sie denken an Mobbing“, schlussfolgerte ich. Die Heilpraktikerin nickte mir zu. „Ich muss einfach wissen, ob man meinem Kind übel mitspielte oder ob ich als Mutter versagt habe.“ Ich versuchte mich in ihre Lage zu versetzen und stellte mir vor, dass es jemanden gab, der Ramona etwas Böses wollte. Der Gedanke daran, dass man mein Kind zu einer solchen Verzweiflungstat getrieben würde, war mir unerträglich.
„Ich werde alles tun, was erforderlich ist, um Ihnen die nötige Klarheit zu verschaffen“, versprach ich entschlossen. „Es wird sicherlich nicht einfach werden“, bekundete meine Klientin. „Ich sprach deswegen schon mit dem Kommissar, der wegen Marinas Tod ermittelte. Lehrer und Schüler halten sich sehr bedeckt.“ „Ich habe da schon eine Idee, wie ich an die entsprechenden Informationen komme“, versprühte ich Hoffnung.
„Wenn es Ihnen recht ist, komme ich heute im Laufe des Nachmittags noch einmal mit einer Mitarbeiterin vorbei, um mir das Zimmer Ihrer Tochter genauer anzusehen. Marina hat doch noch in Ihrem Hause gelebt, oder?“ „Ja natürlich.“ „Es ist oftmals so, dass es im privaten Umfeld erste Hinweise auf mögliche Ursachen gibt. Da meine Mitarbeiterin etwa im selben Alter wie Ihre Tochter ist, hat sie noch mal einen anderen Blick auf eventuell vorhandene Hinweise Ihrer Tochter.“
„Das leuchtet ein“, nickte sie mir anerkennend zu. „Ich denke, Sie sind Ihr Geld wert.“ „Das hoffe ich doch“, entgegnete ich mit einem milden Lächeln. „Was ist denn eigentlich mit Ihrem Hexenschuss?“ „Jetzt, wo Sie es sagen...“ Ich bewegte vorsichtig meinen Rücken. „Im Moment spüre ich keinen Schmerz.“ „Dann scheint mein Giftcocktail ja schon etwas zu bewirken“, lächelte sie zufrieden zurück.
4
„Es gibt gute Neuigkeiten, mein Schatz“, trat Sara vor den Spiegel, in dem sie zuvor ihre Tochter zu sehen glaubte. „Ich habe einen Detektiv engagiert. Er wird herausfinden, wer dir das angetan hat.“ Doch entgegen ihrer Hoffnung blieb, abgesehen von ihrem eigenen Abbild, der Spiegel leer. „Ich verspreche dir dafür zu sorgen, dass dein Tod nicht ungesühnt bleibt, aber bitte gib mir etwas Zeit.“ Doch auch jetzt zeigte sich ihre Tochter nicht, was Sara fast verzweifeln ließ.
Sie legte ihre flachen Hände flehentlich auf das Glas und rutschte daran in die Knie und auf den Boden. „Ich weiß, dass ich nicht für dich da war, als du mich am meisten brauchtest und ich schäme mich so sehr dafür, dass ich es nicht in Worte fassen kann, aber gib mir nun wenigstens die Chance herauszufinden, was eigentlich geschah.“ „Gib dir keine Schuld, Mutter“, vernahm sie plötzlich Marinas Stimme. Als sie aufblickte und in den Spiegel sah, erkannte sie darin das Antlitz ihrer Tochter. „Du kannst nichts für das, was sie mir antaten und du hättest eben so wenig etwas daran ändern können,“ hörte Sara ihre tröstenden Worte.
Sie trocknete ihre Tränen während sie sich wieder aufrichtete und sanft über das Trugbild ihrer Tochter strich. „Du gibst mir keine Schuld?“ „Wie könnte ich?“ Damit verblasste ihr Antlitz und Saras Spiegelbild wurde wieder sichtbar.
Fortsetzung vom 04.02.23
5
„Wir haben einen neuen Fall, Mädels“, verblüffte ich meine Mitarbeiterinnen nach der Rückkehr in meine Detektei. „Ich dachte, Sie wollten sich wegen Ihrer Rückenschmerzen behandeln lassen“, fragte Trude erstaunt. „Genau das habe ich auch. Wir ermitteln für die Heilpraktikerin“, erklärte ich schmunzelnd. „Sie sind unverbesserlich, Chef.“ „Das weiß ich, Trude.“
„Hauptsache Sie haben unsere anderen Fälle nicht vergessen“, mahnte sie. Ich winkte ab. „Das schaffen Sie und Axel auch ohne mich. Letztlich geht es ja nur noch darum, den Angestellten unseres Klienten beim Abtransport des Diebesguts zu überwachen und im richtigen Moment die Polizei hinzuzuziehen.“ „Wenn Sie das sagen, hört es sich so einfach an“, seufzte die gute Seele meiner Detektei. „Ich könnte Axel doch dabei unterstützen“, bot sich Leonie an. „Daraus wird leider nichts, weil ich dich für unseren neuen Fall brauche.“
Über das Gesicht meiner Azubine legte sich ein Hauch von Verwunderung. „Ab morgen früh bist du im Undercover Einsatz.“ Aus dem Erstaunen wurde eine handfeste Überraschung, als ich ihr eröffnete, wo sie für einige Tage ihr Abitur nachmachen sollte. „Ach du Schei...benkleister.“ „Es geht um einen Suizid, den vor kurzem eine junge Frau in deinem Alter im Kolleg an der Wolfenbütteler Straße begann. Wir sollen herausfinden, was der Grund dafür war.“
Leonies Stirn krauste sich. „Aber wie soll das gehen? Ich kann ja nicht einfach in die Schule spazieren und ‚hallo hier bin ich‘ sagen.“ „Wozu habe ich zwei so gute IT-Spezialistinnen? Am besten schreibst du dir eine Legende, in der du aus wichtigen privaten Gründen von Kassel nach Braunschweig umgezogen bist und nun im Kolleg bla...bla...bla“, schlug ich vor. „Trude wird sicher eine Möglichkeit finden, wie sich die Anmeldung im Computer des Kollegs unterbringen lässt.“ Die Züge im Gesicht meiner Azubine entspannten sich. „Ich gehe davon aus, dass Sie mir die Einzelheiten noch mitteilen werden.“ „Die werden wir heute Nachmittag erst noch sammeln müssen. Um 14 Uhr ist Abfahrt. Sieh zu, dass du bis dahin fertig bist.“
Da die Damen nun erst einmal beschäftigt waren, konnte ich meinen Freund Jürgen Wurzer anrufen. „Du wirst es nicht glauben,“ überfiel ich ihn. „Wenn ich deine Stimme höre, gibt es nichts, was ich mir nicht vorstellen könnte“, erwiderte er ironisch. „Du hast mir doch kürzlich von der jungen Frau erzählt, die sich vom Dach des Kollegs in den Tod stürzte.“ „Ja und?“ „Ich soll für die Mutter herausfinden, ob und wenn von wem ihre Tochter gemobbt wurde.“ „Also ganz ehrlich, um diesen Fall beneide ich dich nicht.“
„Ich habe gehofft, dass du mir etwas mehr zum Suizid der jungen Frau sagen kannst.“ „Und ich hatte gehofft, dass du mich nicht dazu fragen würdest“, entgegnete der Hauptkommissar. „Viel kann ich dir ohnehin nicht dazu sagen. Weder die Lehrer noch die befragten Kollegiaten wollten so richtig raus mit der Sprache.“ „Hattet ihr denn das Gefühl, euch würde etwas verschwiegen?“, hakte ich nach. „Ehrlich gesagt, lag da schon noch irgendetwas im Dunkeln, aber das es so krass war, um das Mädchen in den Suizid zu treiben, kann ich mir nicht vorstellen. Abgesehen davon hing mir der Staatsanwalt im Nacken.“
Ich war lange genug mit meinem Dienstpartner im Einsatz, um zu wissen, wie es läuft. Bestand keine Aussicht auf einen schnellen Ermittlungserfolg, wurden weitere Nachforschungen eingestellt, um keine finanziellen Ressourcen zu verschwenden. Dies hatte nicht selten zur Folge, dass auch schon mal vielversprechende Ansätze auf der Strecke blieben.
Nachdem ich das Gespräch mit meinem Freund beendet hatte und meine Mitarbeiterinnen nach wie vor beschäftigt waren, ging ich erst einmal zu Tisch. Zu meiner Überraschung spürte ich nach wie vor keine Schmerzen im Rücken. Sollte das Schlangenserum tatsächlich halten, was mir die Heilpraktikerin versprochen hatte? Wie auch immer, ich genoss den Moment und war gespannt, wie lange er anhalten würde.
Wann immer es möglich war, versuchten Miriam und ich das Mittagessen gemeinsam mit Ramona einzunehmen. Dabei achteten wir auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, die Miriam nach vorheriger Absprache fertig aus der Stadt mitbrachte.
Unser Kindermädchen kam zwar prima mit Ramona klar, aber mit dem Kochen hatte sie es leider nicht so. „Wie ich sehe, habt ihr ja bereits den Tisch gedeckt“, lobte ich Tanja und meine Tochter. Während ich den beiden dabei zusah, wie sie noch schnell einige Spielsachen wegräumten, dachte ich an die Zeit, die wie im Flug vergangen war. Gestern noch lief sie mit ihren Windeln durch die Wohnung, heute erzählte sie mir von dem, was sie mit Tanja spielte und morgen würde sie in den Kindergarten kommen. An übermorgen wollte ich noch gar nicht denken, denn dann würde schon der Ernst des Lebens für sie beginnen und die unbeschwerten Jahre der Kindheit waren vorbei.
„Hast du für morgen Vormittag einen wichtigen Termin?“, erkundigte sich Miriam abwartend bei mir. „Ich habe einen neuen Fall, aber weshalb fragst du?“ „Richter Dobelin hat für morgen einen weiteren Verhandlungstag angesetzt. Eigentlich völlig überflüssig, aber du weißt ja, wie penetrant er sein kann. Auf jeden Fall hat er damit meine ganze Planung über den Haufen geworfen.“ Es war offensichtlich, dass Miriam auf etwas ganz Bestimmtes hinauswollte. Die Frage war nur, was ich wieder vergessen hatte.
Miriam sah mir meine Unsicherheit sofort an. „Du hast keine Ahnung, von was ich gerade spreche, nicht wahr?“ Ich verzog das Gesicht. „Na ja, so würde ich es nun auch nicht ausdrücken, aber im Prinzip hast du schon nicht Unrecht.“ Miriam schüttelte den Kopf. Ich war froh, dass ich ihre Gedanken nicht lesen konnte. „Morgen Vormittag haben wir mit Ramona einen U7 Termin beim Kinderarzt.“ „Mach dir keinen Kopf, mein Schatz. Ich werde mit ihr dahingehen. Tanja ist ja auch dabei.“
Unser Kindermädchen sah Miriam fragend an. „Da musst du leider allein durch“, verkündete meine Liebste. „Da ich mich morgen selber um Ramona kümmern wollte, gab ich Tanja frei.“ „Na prima“, seufzte ich Ungemach erahnend. „Ach, das macht nichts, unsere Tochter und ich werden auch allein zurechtkommen, nicht wahr, mein kleiner Schatz?“ Weshalb unser Töchterchen ausgerechnet in diesem Augenblick zu plärren begann bleibt ihr Geheimnis. „Ich weiß nicht so recht“, sah Miriam dem Unterfangen weniger euphorisch entgegen. „Mach dir keine Sorgen, wir rocken das Ding schon.“
6
Pünktlich um 14 Uhr standen Leonie und ich, wie mit meiner Auftraggeberin verabredet, vor ihrer Haustür. „Kommen Sie bitte herein“, forderte sie uns auf. Marinas Zimmer sind oben rechts“, erklärte sie. „Ich nehme an, Sie kommen alleine klar. Ich habe noch einen Patienten in meiner Praxis.“ „Kein Problem, lassen Sie sich ruhig Zeit. Meine Mitarbeiterin und ich sehen uns in der Zwischenzeit etwas um.“
„Auf was soll ich achten?“, erkundigte sich meine Azubine, als wir über die offene Marmortreppe nach oben stiegen. „Zunächst packst du ihre Bücher und all das zusammen, was du für den Unterricht brauchst“, instruierte ich sie. „Ich muss zwar noch klären, ob wir die Sachen verwenden dürfen, aber wenn ich Frau Maurer erkläre, was wir damit vorhaben, wird sie sicher nichts dagegen haben.“
Während Leonie die erforderlichen Schulsachen zusammenpackte, durchstöberte ich Schubladen, Schrankfächer und Regale nach Hinweisen auf die Vorbereitung ihres Suizids. Wenn sie sich nicht spontan dazu entschlossen hatte, konnte es irgendwo Informationen geben, die wiederum auf einen oder mehrere Gründe deuteten. Notizen oder ein Tagebuch wären ein Glücksfall. Von Jogi wusste ich, dass die Auswertung ihres Handys in dieser Hinsicht ergebnislos geblieben war. Was blieb, waren ein Laptop und ein Netbook, welche von der jungen Frau zu Studienzwecken genutzt wurde. Mein Augenmerk richtete sich folglich auch auf Datenspeicher jeglicher Art. Da sie nach allem, was wir bislang wussten, bemüht war, ihren Selbstmord, bis zu dessen Ausführung geheim zu halten, lag diese Schlussfolgerung nahe.
Nach allem, was ich auf der Polizeischule über den psychologischen Aspekt einer Selbsttötung gelernt hatte, war es für den überwiegenden Teil der Suizidenten von großer Wichtigkeit, dass ihre Hinterbliebenen den Grund für ihre Tat nach dessen Ableben erfuhren. Da sich Marina jedoch weder negativ über Mitkollegiaten noch über ihre Lehrer geäußert hatte, gab es für meinen Freund und ehemaligen Dienstpartner keinen Ansatzpunkt für weitere Ermittlungen. Wenn ich diesbezüglich nicht mehr finden würde, würde ich irgendwann vor dem gleichen Resultat stehen. Meine Idee für Leonies Undercover Einsatz, war also ein genialer Schachzug, wie ich nicht unerwähnt lassen möchte.
Aus meiner Erfahrung heraus, weiß ich, dass Bilderrahmen wie ein Magnet auf Geheimnisse wirken, die man darin verstecken möchte. In Marinas Wohnung stieß ich lediglich auf einen einzigen Rahmen, in dem ein Foto ihrer Großeltern steckte. Auf der Rückseite der Aufnahme standen die Namen Hildegard und Johannes Maurer. Ich fotografierte Vor und Rückseite des Fotos ab und suchte weiter. In einem Ordner stieß ich auf einen Handyvertrag und eine Lebensversicherung, in der sie ihre Mutter als Begünstigte angab. Natürlich fotografierte ich auch diese Unterlagen und ihren Impfpass, in dem unter anderem ihre Blutgruppe eingetragen war.
Bei genauer Ansicht der Bodenplatte ihres Kleiderschranks bemerkte ich einen losen Nagel, der wie ein Splint in der Fußleiste steckte. Als ich ihn herauszog, ließ sich die Leiste lösen und nach vorn ziehen. Die Taschenlampenfunktion meines Handys machte schließlich die darin verborgenen Geheimnisse sichtbar.
Ich fand das erhoffte Tagebuch, mehrere Fotos eines mir unbekannten Mannes und ein kleines Tütchen mit lila Pillen. Ein erster Test legte den Verdacht auf die synthetische Droge Liquid Ecstasy nahe. Bevor ich Frau Maurer damit konfrontierte, musste ich mir zunächst sicher sein. Leider rissen die Eintragungen in das Tagebuch bereits vier Jahre zuvor ab. Immerhin erfuhr ich daraus, dass es sich bei dem Mann auf dem Foto um einen gewissen Thomas Ritter handelte. Ich notierte mir den Namen, um meine Auftraggeberin danach zu fragen.
„Hast du alles zusammengepackt, was du für den Unterricht brauchst?“, erkundigte ich mich bei meiner Azubine. „Sie war eine gute Schülerin“, entgegnete Leonie anerkennend. „Nur Einser und Zweier.“ „Da nimm dir mal ein Beispiel.“ „Hat es ihr was genutzt?“ „Manchmal erschreckst du mich“, schüttelte ich den Kopf.
Im selben Moment betrat unsere Auftraggeberin das Zimmer ihrer Tochter. „So, der Patient ist jetzt weg. Der nächste kommt erst in einer halben Stunde.“ „Ihre Praxis läuft offenbar gut“, stellte ich fest. „Es brauchte einige Jahre, bis ich mir einen gewissen Ruf aufgebaut hatte.“ „Können Sie mir sagen, wer der Mann auf diesem Foto ist?“, lenkte ich unser Gespräch auf den Grund unserer Anwesenheit.
Frau Maurer verlor schlagartig sämtliche Farbe in ihrem Gesicht. „Wo haben Sie das Foto her?“ „Ihre Tochter hatte es unter ihrem Kleiderschrank versteckt“, erklärte ich. „Das verstehe ich nicht. Woher kann sie von ihrem Vater gewusst haben?“ Ihrer eigenen Aussage nach war dieser kurz nach der Geburt bei einem Unfall verstorben. „Weshalb haben Sie mir die Unwahrheit gesagt?“ „Für mich war der Mann gestorben“, reagierte sie verbittert. „Nun, offensichtlich hinderte dies Ihre Tochter nicht daran, auf eigene Faust nach ihrem Vater zu suchen“, schlussfolgerte ich.
„Sie hat nie etwas gesagt“, seufzte meine Klientin. „Wahrscheinlich hat dieser Mistkerl etwas mit Marinas Selbstmord zu tun“, machte sie den Mann sofort verantwortlich. „Wenn Sie es wünschen, beziehe ich den Herrn in meine Ermittlungen mit ein“, bot ich ihr an. „Machen Sie das, Herr Lessing. Ich bin mir sicher, dass er etwas mit dem Tod meiner Tochter zu tun hat. Wo dieser Kerl auftaucht, verursacht er Ärger und Unruhe.“
„Ich habe hier einige Schulsachen Ihrer Tochter zusammengepackt, um ab morgen am Unterricht teilzunehmen“, erklärte Leonie die große Tasche, die sie mit sich führte. „Meine Mitarbeiterin soll sich auf diese Weise unter den Kollegiaten in Marinas Klasse umhören“, fügte ich erklärend hinzu. „Wir gehen davon aus, dass die ehemaligen Mitschüler Ihrer Tochter gegenüber meiner Mitarbeiterin gesprächiger sein werden, als bei der Polizei.“ „Das ist großartig.“
„Um so viel wie möglich über das Leben Ihrer Tochter zu erfahren, muss ich die elektronischen Geräte mitnehmen“, deutete ich auf den Sekretär der Abiturientin. „Sie bekommen das Laptop und das Netbook natürlich so schnell wie möglich zurück.“ „Das ist kein Problem, aber Marina verwendete stets ein Passwort.“ „Wir verfügen über Mittel und Wege, um diese zu knacken“, entgegnete Leonie mit einem milden Lächeln.
„Wir melden uns, sowie wir etwas in Erfahrung bringen konnten“, versprach ich. „Die momentane Adresse von Thomas Ritter ist Ihnen wohl nicht zufällig bekannt?“ „Sie vermuten richtig, Herr Lessing. Ich weiß nicht mal ob der Kerl noch in Wolfenbüttel lebt.“ „Wir werden es herausfinden“, entgegnete ich zuversichtlich, während ich die Geräte zusammenpackte. „Ich werde Ihnen noch heute den vereinbarten Abschlag überweisen“, versprach die Heilpraktikerin auf dem Weg nach unten. „Denken Sie bitte an Ihr Versprechen, mich auf dem Laufenden zu halten.“ „Gewiss.“
Gerade als wir uns verabschieden wollten, ging eine Nachricht auf meinem Handy ein. „Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment. Da muss ich kurz drangehen.“ Trude sendete mir einige Fotos von der Toten und einen Text aus dem hervorging, wo sie die Aufnahmen gefunden hatte. „Ich fürchte, keine guten Nachrichten für Sie zu haben.“ Sara Maurer sah mich aus großen Augen fragend an.
„Wir sollten uns besser setzen.“ Auf dem Weg zu der kleinen Sitzecke, die den lichtdurchfluteten Flur noch großzügiger erscheinen ließ, reichte ich Leonie mein Handy. Sie reagierte schockiert, als sie die Fotos sah. „Nun sagen Sie schon, was Sie da gerade auf Ihr Handy bekamen“, zeigte sich die Klientin unbedarft. „Meine Mitarbeiterin fand die Fotos auf Twitter “, erklärte ich. „Wir werden die sofortige Löschung der Aufnahmen durch den Betreiber verlangen.“
„Oh nein“, reagierte meine Auftraggeberin mit Entsetzen, als sie die Nacktfotos ihrer Tochter sah. „Jetzt wird mir natürlich alles klar“, brach sie in Tränen aus. „Wer tut so etwas nur?“ Ich legte tröstend meine Hand auf ihre Schulter. „Wir werden es herausfinden und den Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen“, versprach ich. „Bitte lassen Sie mich jetzt allein. Der nächste Patient wird gleich da sein. Ich möchte mich vorher noch etwas frisch machen.“ „Sind Sie sicher, dass sie allein zurechtkommen?“ „Das bin ich meiner Tochter schuldig.“
Fortsetzung vom 11.02.23
7
„Haben Sie versucht, den Urheber dieser Fotos ausfindig zu machen?“, erkundigte ich mich sofort nach unserer Rückkehr in die Detektei bei meiner Putzsekretärin. „Wer auch immer diese Fotos ins Netz stellte, wollte nicht als Verantwortlicher erkannt werden. Abgesehen davon verfügt diese Person über das erforderliche Wissen, um die ID perfekt zu verschleiern“, erklärte Trude. „Was ist mit den Fotos?“, hakte ich nach. „Bekommen Sie die irgendwie aus dem Netz?“ Die gute Seele schüttelte ernüchternd mit dem Kopf. Die Bilder wurden inzwischen viel zu häufig geteilt. Da ist nichts mehr zu machen.“ „Das Internet vergisst nie“, seufzte Leonie.
„Wie sieht es denn mit der Anmeldung unserer Abiturientin aus?“, wechselte ich das Thema. „Da gab es keine Probleme“, atmete Trude auf. „Unser Küken drückt ab morgen wieder die Schulbank.“ „Dann schlage ich vor, dass du dich jetzt mit den Büchern vertraut machst. Dabei solltest du darauf achten, dass darin nichts auf die eigentliche Besitzerin hindeutet“, mahnte ich. „Was Sie betrifft, Trude, sehen Sie doch bitte mal zu, dass Sie zumindest ein Passwort der elektronischen Geräte von Marina Maurer entschlüsseln. Es kann gut sein, über dessen Inhalt mehr von der jungen Frau zu erfahren. Ich werde in der Zwischenzeit nach dem Vater suchen.“
Der Name von Thomas Ritter reichte bereits aus, um allein im Landkreis Wolfenbüttel drei Treffer zu landen. Neben einem Hufschmied in ‚Groß Denkte‘ und einem Pastor in ‚Watzum‘ stieß ich auf eine Kraftfahrzeugwerkstatt in ‚Schladen‘. Den Geistlichen schloss ich von meiner Suche von vornherein aus und das Foto auf der Homepage des Hufschmieds schmeichelte der Aufnahme, die ich in der Wohnung von Marina fand. Blieb also nur die Werkstatt.
Der schnellste Weg führte mich über den ehemaligen Wanderweg zum ‚Oderwald‘ und die Autobahn bis zur Ausfahrt ‚Schladen‘. Als ich an der Schlangenfarm vorbeifuhr dachte ich spontan an einen meiner ersten Fälle. Damals ging es um eine geheime Bruderschaft. Bei einer ihrer ausschweifenden Treffen war die Tochter meines Klienten ums Leben gekommen. Ein spannender Fall, der mir einiges abverlangte.
Detektei Lessing Band 10 ‚Schladener Roulette‘
Die Adresse der KFZ-Werkstatt führte mich in die ‚Hornburger Straße‘. Zunächst fuhr ich zweimal daran vorbei, weil lediglich ein winziges Schild darauf aufmerksam machte. Die schmale Einfahrt ließ kaum einen SUV passieren. Die im Hinterhof gelegene Werkstatt war nicht mehr als eine Doppelgarage und ein ausrangierter Container, in dem das Büro untergebracht war. Daneben standen zwei ausgeschlachtete Autowracks, die in monotoner Gleichgültigkeit vor sich hin rosteten.
Da weit und breit niemand zu sehen war, klopfte ich an die Blechtür des Containers und drückte die Klinke herunter. Als ich eintrat, schlug mir ein beißender undefinierbarer Geruch entgegen. Eine auf die Seite gekippte Holzpalette, hinter der ein Küchentisch stand, diente offenbar als Tresen und Raumteiler. Ich drückte den verstaubten Vorhang zur Seite und sah auf ein verquastes Nachtlager. Wer hier leben musste, stand definitiv nicht auf der Sonnenseite des Lebens.
Leere, überall herumliegende Schnapsflaschen rundeten das Bild ab. „Was machst du hier?“, fuhr mich unvermittelt jemand an. „Ich suche Thomas Ritter“, entgegnete ich, während ich in ihm den Gesuchten erkannte. „Was willst du von ihm?“ Ich rief das Foto von Marina Maurer auf meinem Handy auf und zeigte es ihm. „Ich bin Detektiv und suche nach dem Vater der jungen Frau“, ließ ich ihn in dem Glauben, ihn nicht erkannt zu haben. „Weiß ich nicht, kenne ich nicht, verpiss dich!“
„Sie ist tot“, überraschte ich ihn, wie ich an seiner Reaktion erkannte. „Was, wieso?“ „Sie hat sich umgebracht“, schockierte ich ihn erneut. Er ließ mich stehen, um für einen Moment hinter dem Vorhang zu verschwinden. Ich hörte das Klirren von Glas. Kurz darauf kehrte er mit einer Flasche Korn zurück. „Seit wann wussten Sie von ihr?“, fragte ich kurz und knapp. „Sie war hier und behauptete meine Tochter zu sein.“ „Ja und wie haben Sie darauf reagiert?“ „Ich hab's natürlich abgestritten. Was hätte ich sonst tun sollen. Sieh dich doch mal hier um. Ich hab mich geschämt.“
Ich schüttelte verständnislos den Kopf. „Kam ihnen denn nicht der Gedanke, dass sie einfach nur ihren Vater kennenlernen wollte?“ Er nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und reichte sie dann mir. „Nein danke.“ „Hat sie sich wegen mir...?“ „Wann war sie denn hier?“ „Sind schon ein paar Monate her.“ „Dann halte ich es eher für unwahrscheinlich. Marina nahm sich erst vor ein paar Tagen das Leben.“ „Marina ist ein schöner Name. Ich wünschte, ich hätte sie gekannt.“ Er nahm erneut einen kräftigen Schluck. „Wurde sie schon beerdigt?“ Ich nickte. „Sie liegt auf dem Hauptfriedhof in Wolfenbüttel.“
Entgegen meiner sonstigen Überzeugung hatte ich Mitleid mit diesem Mann. Offensichtlich hatte er mit seinem Leben nichts anfangen können. Einmal falsch abgebogen, ein paar naive Entscheidungen und schon steckt man so tief im Dreck, dass man es nicht mehr allein herausschafft. Sicherlich ist sich jeder seines Glückes Schmied, aber gerade, wenn das Schicksal übel zuschlägt, spielt auch die Psyche nicht immer mit und man gerät in einen noch gefährlicheren Sog der in einer Endlosspirale endet.
Zumindest würde ich meine Auftraggeberin in so weit beruhigen können, dass ihre Tochter keinen Kontakt zu ihm hatte und sich folglich auch nicht wegen ihm umbrachte. Allerdings fragte ich mich, woher sie das Foto von ihrem Vater hatte, denn darauf sah er wesentlich gepflegter und um einige Jahre jünger aus.
Als ich in meine Detektei zurückkehrte, waren die Mädels bereits im Feierabend. Ich öffnete mir eine Flasche Bier und setzte mich auf den Drehstuhl hinter meinen Schreibtisch. Beim Abstellen der Flasche bemerkte ich eine Notiz. Offenbar hatte Marina einen Freund mit dem Namen Paul Kühn. Die dazugehörige Adresse stand ebenfalls dabei.
Weil ich noch fahren wollte, verzichtete ich auf den Rest aus der Bierflasche und machte mich auf den Weg zum ‚Heseberg‘ nach ‚Rautheim‘. Ich wettete meinen Stetson darauf, dass es Paul Kühn gewesen war, der die Nacktfotos ins Netz gestellt hatte. Nachdenklich fragte ich mich, in was für einer Welt wir eigentlich leben. Achtung und Respekt sind für so manchen zu Fremdwörtern geworden. Sicherlich geht es nicht mehr mit dem Rohrstock, aber alles ohne Grenzen laufen zu lassen, ist auch keine Lösung. Was bleibt, ist die Hoffnung, es beim eigenen Kind richtig zu machen.
Ich parkte meinen Wagen vor einem Hochhaus und stieg aus. Nicht unbedingt die Gegend, in der ich wohnen wollte und schon gar kein Viertel, in dem Kinder aufwachsen sollten. Die Familie Kühn wohnte in der vierten Etage. Das Treppenhaus roch nach Alkohol und Fäkalien. Jeder, der aus diesem Milieu ausbrechen wollte, konnte sich meiner höchsten Anerkennung sicher sein.
„Guten Abend, mein Name ist Lessing“, stellte ich mich der Frau vor, die mir die Wohnungstür öffnete. „Ich würde gern mit Paul sprechen.“ „Das tut mir leid, Herr Lessing. Paul ist mit seinem Vater beim Baumarkt. Es kann spät werden. Ich richte ihm aber gern etwas aus.“ „Vielen Dank, aber ich müsste ihn schon persönlich sprechen.“ In die Stirn der Frau gruben sich Sorgenfalten. „Um was geht es denn?“ „Es geht um den Suizid seiner Freundin“, hielt ich mich vage.
Ihre Falten wurden tiefer. „Paul hat uns davon erzählt. Der arme Junge hat sehr unter dem Tod des Mädchens gelitten. Meinem Mann und mir war zunächst gar nicht bekannt, dass Paul eine Freundin hatte.“ Ich fragte mich, weshalb sie mich nicht in die Wohnung bat. „Kommen Sie von der Polizei?“ Ich zückte meine Legitimation. „Sie sind Detektiv?“ „So ist es“, bestätigte ich. „Wir hatten noch nie etwas mit einem Detektiv zu tun. Was genau wollen Sie denn von meinem Jungen?“ „Das würde ich gern selber mit ihm besprechen.“ „Wenn das so ist, kann ich Ihnen auch leider nicht sagen, in welchem Baumarkt er ist und wann ich ihn zurückerwarte.“
Offensichtlich hatte ich ihren Beschützerinstinkt geweckt. „Das macht nichts, seine Handynummer würde mir reichen.“ „Ich fürchte, Paul hat sein Handy daheim vergessen.“ „Dann muss ich wohl vor dem Haus auf ihn warten.“ „Wie Sie meinen, aber es wird sicher sehr spät werden.“ Ich hatte verstanden.
Zurück im Auto sah ich, wie mich Frau Kühn von einem Fenster ihrer Wohnung aus beobachtete. Es lag auf der Hand, dass sie ihrem Sohn erst dann grünes Licht für seine Heimkehr geben würde, wenn sie meinen Wagen nicht mehr sah. Nun hätte ich einmal ums Karree fahren und meinen Wagen außer Sichtweite abstellen können, die Frage war nur, ob der Aufwand in Relation zum Nutzen stehen würde. Nach kurzer Überlegung verschob ich die Befragung auf den nächsten Morgen.
8
Wie verabredet holte ich Leonie am nächsten Morgen bei ihren Onkeln ab. „Da muss unsere Nichte erst wieder die Schulbank drücken, ehe du dich mal bei uns zu Hause blicken lässt“, empfing mich Christoph Börner. Ich kratzte mich verlegen am Ohrläppchen. „Einen Kaffee trinkst du aber noch mit“, überfuhr er mich. „Leonie braucht ohnehin noch einen Moment.“ „Wenn der Kaffee auch ein Cappuccino sein kann, gern.“ „Sehr wohl der Herr, das Heißgetränk Ihrer Wahl kommt sofort.“
„Morgen Leo“, schlurfte Detlev auf Pantoffeln in die Küche. „Hallo“, begrüßte ich den Ehemann meines Freundes. „Leonie hat uns von ihrem Undercover Einsatz berichtet. Da ist doch wohl keine Gefahr für sie zu befürchten?“ „Ich kann dich beruhigen, eure Nichte geht ganz normal ins Kolleg und hält dort lediglich Augen und Ohren auf.“
„Ich bin dann so weit“, stürmte Leonie mit dem nächsten Atemzug in die Küche. Christoph hatte mir gerade den Cappuccino serviert. „Können wir dann los, Chef?“ Ich sah auf die Tasse. „Jetzt lass deinen Boss doch erst mal trinken“, mahnte Detlef. „Ich möchte an meinem ersten Schultag nicht zu spät kommen.“ „Wo sie Recht hat, hat sie Recht“, seufzte ich, setzte die Tasse an, trank und verbrannte mir die Zunge.
„Ich dachte, Sie setzen mich hier nur ab“, wunderte sich Leonie, als ich einen der wenigen Besucherparkplätze auf dem Campus ansteuerte. „Falsch gedacht“, entgegnete ich. „Ich kann doch meine Auszubildende an ihrem ersten Tag nicht allein in die Schule gehen lassen“, feixte ich. „Das wüsste ich aber!“, reagierte sie wie nicht anders erwartet. „Du kannst wieder runterkommen. Wir gehen getrennt. Ich will bei dieser Gelegenheit ein paar Leuten ein paar Fragen stellen.“
Dabei hoffte ich darauf, Paul Kühn noch vor dem Beginn des Unterrichts abpassen zu können. Anders als zu meiner Zeit war der junge Mann jedoch schon so früh im Schulgebäude, dass ich ihn verpasst hatte. „Einen wunderschönen guten Morgen, die Damen“, platzte ich ins Sekretariat. „Mein Name ist Lessing, ich...“ „Sie sind noch nicht dran, verehrter Herr“, schnitt mir die resolute Dame hinter dem Tresen das Wort ab. „Im Übrigen pflegt man bei uns anzuklopfen, bevor man den Raum betritt.“ Ich fühlte mich spontan in meine Schulzeit zurückversetzt.
Ich wollte gerade auf dem Hacken kehrtmachen, als sich die Dompteuse meiner erbarmte. „Na nun warten Sie mal, wo Sie schon mal hier sind.“ „Das ist sehr nett von Ihnen, junge Frau“, pinselte ich ihr den Bauch. „Nun brechen Sie sich mal keinen ab“, durchschaute sie mich. „Wer sind Sie, was wollen Sie?“ „Ich bin Privatermittler und ermittle wegen des Todes von Marina Maurer.“ „Dann sollten Sie mit der Schulleitung sprechen.“
Die Dompteuse griff zum Telefon. Im nächsten Moment öffnete sich eine Tür zu einem anderen Raum und eine attraktive Mitvierzigerin sprach mich an. „Herr Lessing?“ Ich nickte. „Treten Sie bitte näher.“ Nichts, was ich lieber tat. „Nehmen Sie bitte Platz. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ Da meine Zunge immer noch brannte, entschied ich mich für ein stilles Mineralwasser. Zu meiner Überraschung zapfte sie dieses gleich aus der Leitung.
„Was gibt es denn da noch zu ermitteln?“, hielt sie sich nicht lange mit der Vorrede auf. Ich hatte meine lädierte Zunge gerade erst in das kühle Nass getaucht. „Wie Sie sich denken können, fällt es den Hinterbliebenen gerade bei einem Suizid schwer, sich mit der Endgültigkeit abzufinden. Es stellt sich ihnen die Frage nach dem Warum. Ich bin hier, um ihnen in dieser Hinsicht etwas Licht ins Dunkel zu bringen“, erklärte ich zugegeben reichlich gestelzt. „Das kann ich gut verstehen“, entgegnete die Direktorin.
„Kannten Sie Frau Maurer persönlich?“, stellte ich meine erste Frage. „Ich kenne alle Kollegiaten“, bekundete sie. „Wir alle sind nach wie vor äußerst erschüttert über diese Kurzschlusshandlung.“ „Was macht Sie so sicher, dass es sich um eine spontane Entscheidung handelte?“ „Was denn sonst? Jeder der halbwegs klar bei Verstand ist, findet eine andere Lösung für sein Problem.“ „Inwieweit konnte sich Frau Maurer in ihrer Klasse sozial intrigieren?“, wollte ich von ihr als nächstes wissen. „Dazu kann Ihnen Herr Bänder sicher mehr sagen“, reagierte sie ausweichend.
„Ich habe nun leider keine Zeit mehr, um weiter mit Ihnen zu plaudern. Ein wichtiger Termin.“ Ihre Reaktion ließ darauf schließen, dass ich bei ihr einen wunden Punkt getroffen hatte. „Herr Bänder ist Lateinlehrer in der Klasse. Er war Marina auf das Dach gefolgt, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten und kann Ihnen sicher besser Auskunft geben.“ Sie sah auf ihre Armbanduhr. „Herr Bänder beginnt heute erst nach 9 Uhr mit seinem Unterricht. Er müsste aber schon da sein. Sie erwischen ihn in seinem Büro am Ende des Ganges. Sagen Sie ihm, dass Sie von mir kommen.“ Ich bedankte mich und machte den Stuhl frei.
„Warten Sie auf mich?“, wunderte sich Herr Bänder, während er sein Büro aufschloss. „Frau Strempel schickt mich“, erklärte ich. „Mein Name ist Lessing. Ich ermittle wegen des Todes von Marina Maurer und habe diesbezüglich einige Fragen an Sie.“ „Ich bin zwar spät dran, weil mein Unterricht gleich beginnt, aber wenn es schnell geht...“
„Es geht mir nicht um den Suizid selbst“, erklärte ich. „Ich würde gern mehr über die Gründe erfahren, die zu dieser Tragödie führten.“ Der Lateinlehrer stieß einen tiefen Seufzer aus. „Was soll ich Ihnen dazu sagen? Die junge Frau war für die eine oder den anderen Kollegiaten sicherlich eine Reizfigur, aber dies kann letztlich nicht zu dieser Kurzschlussreaktion geführt haben.“ „Als Pädagoge verfügen Sie sicherlich über ein gutes Maß an psychologischen Kenntnissen, aber im Hinblick auf die mittlerweile existenten Indizien muss das Verhalten ihrer Mitschüler auf ein ganz anderes Niveau gehoben werden.“
Bänder sah mich irritiert an. „Wovon sprechen Sie?“ Ich zeigte ihm ein Foto der Toten, auf dem sie spärlich bekleidet war. „Diese Aufnahme ist Teil einer ganzen Serie, in der Frau Maurer teilweise vollkommen entblößt zu sehen ist. Die Fotos wurden mit der Absicht ins Netz gestellt, die junge Frau lächerlich zu machen.“ Der Pädagoge reagierte erschüttert. „Davon wusste ich nichts. Wenn Marina von den Fotos wusste, wird mir natürlich einiges klar.“
„Leider konnten wir bislang nicht herausfinden, von wem diese Geschmacklosigkeit ausging. Ist Ihnen bekannt, mit wem die junge Frau liiert war?“ Bänder wog nachdenklich den Kopf. „Bis auf Julia ließ sie eigentlich niemanden an sich heran“, überlegte er laut. „Julia?", hakte ich nach. „Julia Leipnitz“, präzisierte er. „Sicherlich fielen Ihnen ebenso Mitschüler auf, die Marina Maurer mobbten.“ „Davon kann doch gar keine Rede sein, Herr Lessing“, sperrte sich der Lateinlehrer. „Wir sprechen über erwachsene Menschen. „Natürlich gab es da schon mal die eine oder andere Nickligkeit, aber als Mobbing kann man dies bei weitem nicht bezeichnen.“
Mir war natürlich klar, dass er Mobbing als Ursache für den Freitod einer seiner Schülerinnen ausschließen musste, denn dies hätte auf ihn als Pädagogen ein sehr schlechtes Licht geworfen. „Es liegt in Ihrem eigenen Interesse mich bei der Aufklärung der Umstände, die zum Tod von Marina Mauer führten, zu unterstützen“, riet ich Bänder. „Das ist selbstverständlich, Herr Lessing. Falls ich in der Sache etwas Neues höre, werde ich Sie umgehend informieren“, versprach er.
Ende der Leseprobe!
Sobald das fertige Manuskript lektoriert wurde, geht es als eBook Leseprobe in den Downloadbereich.
Kurz darauf ist es dann auch als Taschenbuch zu erwerben.
An dieser Stelle finden Sie nach und nach wieder drei Fragen zum aktuellen Werkstattroman.
Die Antworten bitte bis zum 28.02.23 an Uwe.brackmann59@gmail.com absenden.
1. Welches Zimmer befindet sich unter Marina als sie springt?
2. Wer schoss auf Leopold Lessing?
3. Wer schlurft auf Pantoffeln in die Küche?
Hier noch einmal die Spielregeln.
Mit jeder Buchvorstellung, also noch bevor das Buch in den Druck bzw. in den Downloadbereich wechselt, stelle ich an dieser Stelle drei Fragen aus dem Werkstattbuch, die Sie in einer Mail an mich richtig beantworten sollten. Der Einsender jeder zehnten richtigen Mail erhält ein handsigniertes Taschenbuch aus meiner Kollektion. Aber auch die übrigen Mitspieler gehen nicht leer aus. Sofern sie mir die richtigen Lösungen zugemailt haben erhalten sie jeweiles ein E Book zugesandt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Solange das Buch in der Werkstatt steht, können Sie sich am Gewinnspiel beteiligen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mich sehr über die rege Teilnahme und die vielen Mails freue, die bei mir eingegangen sind.
Haben Sie die vorangegangenen Kapitel aufmerksam gelesen? Dann könen Sie die Fragen sicher beantworten. Wenn Sie glauben, alle drei Fragen richtig beantworten zu können, mailen Sie die richtigen Antworten an: uwe_brackmann@uwe-brackmann.de
Bis dahin: Ihr Uwe Brackmann
Der 46. Roman aus der
Detektei Lessing
"die letzte Lesung "
ist im regionalen Buchhandel und auf Bestellung unter "Kontakt",
dann auch gern als Geschenk mit Signatur zu bestellen. Im Downloadbereich, kann er als 7 Kapitel umfassende Leseprobe heruntergeladen werden kann. Das komplette E-Book ist dann für 2,99 € in einer Mail an "Autor-Brackmann@htp.com" zu bestellen.
Die ersten 46 Fälle aus der Detektei Lessing sind ebenso im Downloadbereich für je 2,99€ als E-Book zu bestellen.
Wolfenbütteler 'Buchhandlung Behr' Kornmarkt
Wolfenbütteler 'Buchhandlung Steuber' Am alten Tore
Melveroder Buch und Schreibwarenhandel im Einkaufszentrum
in Königslutter in der 'Buchhandlung Kolbe' am Marktplatz
im Hornburger Toto Lotto Laden 'Cafè Clemens'
im 'Café T Asse' Mönchevahlberg Schulstr. 5
zu erhalten
Mein Dank gilt in besonderer Weise, Frau Viola Dowhanycz und Herrn Jürgen Nieber, die meine Manuskripte aus reinem Idealismus lektorieren. Mit im Team sind die Maler Robert Tschöp, Helena Ahrens, Charlotte Matzeit und Rüdiger Franz die mit ihren Bildern maßgeblich die Einbände zur Detektei Lessing mitgestalten. Überdies mit dabei, der Bremer Fotograf Andreas Eberl, der dem letzten Mike Winter Krimi mit seinem Foto ein Supereinband gab. Den Link zu seiner Argentur findet ihr übrigens auf dieser Website.