Werkstatt

In der Werkstatt geht es mit dem neuen Roman

weiter.

Ab sofort habt ihr wieder die Möglichkeit mit eigenen Ideen an neuesten Detektivgeschichte aus der Lessingserie mitzuwirken.

Ich werde sie, wie immer, in die neue Detektivgeschichte um Leo Lessing einbauen. Viel Spaß beim lesen, mitraten und gewinnen!

 

Detektei Lessing

 

Band 52

 

Face to face

1

 

Es ist später Nachmittag am 12. September 2024. Der Regionalzug der Erixx Eisenbahngesellschaft fährt vom Hauptbahnhof in ‚Braunschweig‘ kommend, über ‚Wolfenbüttel‘ in Richtung ‚Schladen‘. Keiner der Reisenden nimmt Notiz davon, als in ‚Wolfenbüttel‘ eine Person mit Rucksack einsteigt. Die Kapuze seines Hoddis hat sie bis tief in das Gesicht gezogen. Niemand ahnt, was sie im Schilde führt. Niemand kann in ihren perfiden Gedanken lesen. Niemand wird ihren hinterhältigen Plan durchkreuzen.

Als der Zug durch den ehemaligen Bahnhof in Hedwigsburg rollt, wechselt sie in das Abteil in dem sich Isabelle Schade befindet. Der Regio fährt mittlerweile von Ohrum nach Dorstadt. Das monotone Geräusch, welches entsteht, wenn die Stahlräder des Zuges die Nahtstelle zwischen zwei Gleisen überrollt, suggeriert den Fahrgästen ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Die Person streift die Kapuze zurück. Sie geht völlig gelassen auf ihr Opfer zu. Es ist der Moment, als Isabelle Schade in der Person ihren Geliebten erkennt.

Sie begrüßt ihn freudig, aber auch verwundert. Sie nennt ihn bei seinem Namen und sieht, wie er mit demselben Atemzug ein Messer zieht. Völlig perplex ist sie zu keiner Reaktion fähig. Sie starrt ihn entsetzt an. Ist alles nur ein böser Traum? Sie schreit, sie hebt ihre Hände um sich zu schützen, doch der Angreifer drückt sie mit aller Gewalt in den Sitz. Bevor sie ihren Irrtum aussprechen kann, rammt er ihr das Messer in die Brust und mit einem weiteren Stich mitten ins Herz. Seelenruhig nimmt er ihr Handy und steckt es ein.

Als er sich umdreht, starren die übrigen Fahrgäste vor Entsetzen gelähmt auf das blutige Messer. Einige Schreien, andere halten schockiert die Hände vor ihr Gesicht. Der Attentäter selbst, ist vollkommen ruhig. Fast hat es den Anschein, als wenn er gar nichts mit der Tat zu tun hat. Völlig gelassen zieht er die Notbremse. Niemand wagt ihn aufzuhalten, niemand hindert ihn, als er kurz darauf die Waggontür öffnet und den Zug verlässt. Niemand folgt ihm, als er einen Elektroroller aus seinem Rucksack zieht, ihn auseinanderklappt und über die ‚Dorstädter Straße‘ in Richtung ‚Bornum‘ davonfährt.

 

Fortsetzung vom 06.07.24

-2-

Sechs Monate zuvor:

„Wieso ist keines meiner Diensthemden gebügelt? Es dürfte doch wohl nicht zu viel verlangt sein, wenn ich erwarte, dass sich meine ach so überlastete Ehefrau wenigstens bemühen könnte, dass ich in ordentlichen Klamotten meinen Dienst antreten kann.“ „Es tut mir leid, Hagen, ich bin einfach noch nicht dazu gekommen.“ „Weiß jemand wo meine Sportschuhe ist?“, unterbrach der zwölfjährige Martin die angespannte Situation. „Schau mal auf der Terrasse nach. Ich glaube, ich habe sie gestern Abend dort liegen sehen,“ erinnerte sich seine Mutter.“

„Was ist nun, bügelst du mir das Hemd nun noch schnell?“ Isabelle Schade atmete tief durch ehe sie antwortete. „Entweder ich kümmere mich um das Frühstück oder ich bügele dein Hemd. Beides geht nicht.“ „Was für eine Frage, dann müssen sich die Kids eben mal selber eine Stulle schmieren.“ „Es wäre auch nicht schlecht, wenn du selber mal ein Bügeleisen in die Hand nehmen würdest.“ Hagen lächelte verschmitzt, als er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. „Aber dazu bist du doch da, Liebling.“

Sie wusste, dass seine Worte schon lange nicht mehr aufrichtig waren, wenn sie seine Gefühle zu ihr wiedergaben. Sie waren nur noch Mittel zum Zweck, um das zu bekommen, was er wollte. Seid sie und Hagen das kleine Häuschen am ‚Oderblick‘ erworben hatten und er zur Polizeidienststelle nach ‚Börßum‘ versetzt wurde, litt ihre Ehe unter den Zielen, die sie sich gesteckt hatten. Zu ihren Jobs kam der Umbau des in die Jahre gekommenen Hauses und der kaum noch stattfindende Kontakt zu Freunden.

„Wieso sind mein Borretsch und der Orangensaft nicht fertig?“, erkundigte sich die vierzehnjährige Finja vorwurfsvoll bei ihrer Mutter. „Wie soll ich mich in der Schule konzentrieren, wenn mir die nötigsten Zerealien für den Tag fehlen?“ „Wie wäre es, wenn du morgens etwas zeitiger aufstehst und mir ein wenig zur Hand gehst, dann kämen wir alle etwas entspannter in den Tag.“ „Bin ich Mutter oder du? Wenn du nicht klarkommst, solltest du deinen Job an den Nagel hängen“, entgegnete Finja mit der Arroganz ihres Vaters.

„Mein liebes Fräulein, nicht in diesem Ton!“, setzte sich Isabelle zur Wehr. „Was willst du? Sie hat doch gar nicht so Unrecht“, stand ihr Hagen bei. „Wenn wir uns alle etwas einschränken, musst du nicht unbedingt arbeiten.“ „Einschränken? Na so weit kommt es noch. Am Ende könnt ihr mir die Reitstunden nicht mehr zahlen.“ „Vielleicht denkt hier auch mal jemand an mich? Ich arbeite, weil ich es möchte und weil ich nicht den ganzen Tag hier rumsitzen will“, erwiderte Isabelle. „Wieso sitzen? Wenn du deinen Haushalt mal gewissenhaft führen würdest, hättest du sicherlich keine lange Weile“, setzte Hagen noch einen drauf.

„Scheiße, wegen euch komme ich zu spät in die Schule!“ „Wenn deine Mutter endlich mit meinem Hemd fertig ist, nehme ich euch mit.“ „Geht das so?“, präsentierte Martin seine klitschnassen Sneakers. „Himmel, was hast du mit den Schuhen gemacht?“, fragte Isabelle entsetzt. „Die waren total schmutzig vom Bolzen.“ Finja griff sich an den Kopf. „Wie kann man so blöd sein, und mit neuen Sneakers Fußball spielen?“ „Da muss ich deiner Schwester Recht geben. Nimm heute noch mal deine alten Sportschuhe. Mit den nassen kannst du nicht gehen. Du holst dir ja den Tod.“ „Können wir jetzt endlich los?“, verdrehte Finja die Augen.

Erst als die Familie aus dem Haus war, sank der Blutdruck der Sekretärin auf ein erträgliches Maß. Während sie sich in der Küche umsah, atmete sie einige Male tief ein. Auf dem Tisch und darunter sah es aus, wie auf einem Schlachtfeld. In einer Pfütze aus verkleckertem Borretsch schwamm der Esslöffel. Klebrige Messer lagen auf verschmierten Frühstücksbrettern und der restliche Tisch war mit Nussnougatcreme besudelt. Wie satt sie das alles hatte. Mehr als eine billige Putzfrau war aus all ihren Träumen und Illusionen nicht übriggeblieben.

Liebte sie Hagen eigentlich noch? War sie bereit ihre Ehe mit ihm aufzugeben und mit den Kindern fortzugehen? Er war Polizeibeamter und kannte sich mit dem Gesetz bestens aus. Er würde es niemals zulassen, dass sie Finja und Martin mit sich nahm. Sollte sie wirklich alles auf eine Karte setzen? Die Antwort auf diese Fragen blieb sie sich zumindest an diesem Morgen schuldig.

So reihte sich ein Tag an den anderen und eine Woche an die nächste, ohne dass sich irgendetwas zum Besseren wandte. Isabelle wurde zunehmend unglücklicher, war kurz davor sich in ihr Los zu fügen, als das Schicksal ein Einsehen mit ihr zu haben schien.

Wie an jedem Wochentag fuhr sie mit dem Zug von der Arbeit nach Hause. Bereits während der Fahrt war ihr ein gutaussehender Mann aufgefallen. Ihre Blicke hatten sich einige mahle zaghaft berührt. Einen Moment lang kokettierte sie mit ihren Gedanken, um sie schnell wieder zu verdrängen.

Sie bemerkte nicht, wie der Mann ebenfalls am Bahnhof in ‚Börßum‘ den Zug verließ und ihr in einigem Abstand folgte. Ihr Weg über die sich immer länger hinziehende Bahnhofstraße war nach der Arbeit umso ermüdender. Wenigstens regnete es nicht. Dafür musste sie heute auch noch beim Edeka-Markt einige Lebensmittel einkaufen. Auch wenn ihr eigentlich die Zeit fehlte, kochte sie für ihre Familie lieber frisch. Das ihr die Anerkennung dafür versagt blieb und all ihre Arbeit als normal und selbstverständlich abgetan wurde, schlug ihr mehr und mehr aufs Gemüt.

Ganz in ihren Gedanken versunken, schob sie ihren Einkaufswagen von der Gemüseabteilung in den Gang in dem sich die Molkereiprodukte befanden. Plötzlich rammte sie einen anderen Kunden den Wagen in die Seite. Der Mann den sie schon im Zug bemerkt hatte stöhnte kurz auf und hielt sich die Hüfte. „Oh, wie dumm von mir, dass tut mir leid. Ich habe Sie gar nicht gesehen.“ „Alles okay, es tut nicht weh.“ Als er jedoch weitergehen wollte, zuckte er merklich zusammen.

„Ich habe Ihnen also doch weh getan“, bemerkte Isabelle und legte seinen Arm über ihre Schultern. „Es geht bestimmt gleich wieder.“ „Da vorn gibt es eine Sitzmöglichkeit“, blieb die Sekretärin hartnäckig. „Machen Sie sich keine Umstände.“ „Es war meine Unachtsamkeit, also kümmere ich mich auch um Sie, das ist doch selbstverständlich.“ „Sie saßen doch auch im Zug, stimmts?“ „Sie haben mich bemerkt?“ „Eine Frau wie Sie übersieht man nicht.“ „Flirten Sie gerade mit mir?“ „Ich bitte Sie, erst fahren wir im gleichen Zug und nun kaufen wir beide im gleichen Geschäft ein. Das nenne ich Schicksal und dagegen sind wir beide ohnehin machtlos.“

Es war lange her, dass sich ein so charmanter Mann für Sie interessierte. Isabelle genoss es und spielte gleichzeitig nervös an ihrem Ehering herum. „Ich habe den Ring längst bemerkt, aber es ist wie es ist. Wir werden uns sowieso irgendwann, irgendwo wiedersehen. Wie gesagt, dass Schicksal hat sicher etwas Besonderes mit uns vor.“ „Wie ich sehe, geht es Ihnen wieder besser. Ich würde sogar sagen. Es geht Ihnen viel zu gut und daher trennen sich jetzt unsere Wege. Dagegen ist auch das Schicksal machtlos.“ „Wir werden sehen.“

 

Fortsetzung vom 13.07.24

-3-

Es war eine der wenigen Abwechslungen, die es für Isabelle noch gab. Zum ersten Mal seit der Corona Pandemie, veranstaltete die Straßengemeinschaft ‚Oderblick‘ wieder ein gemeinsames Fest. Isabelle hatte eigens dafür ihren beliebten Käsekuchen gebacken. Selbst Hagen freute sich darauf, doch kurz bevor die Eheleute ihr Haus verlassen wollten, erhielt der Polizeiobermeister in Bereitschaft einen dringenden Einsatzbefehl.

„Ein schlimmer Verkehrsunfall bei ‚Bornum‘. Ich muss leider los, aber ich sehe zu, dass ich so bald wie möglich nachkomme“, erklärte Hagen. Damit war klar, dass Isabelle auch an diesem Fest ohne ihren Ehemann teilnehmen würde. Auch wenn ihr die Lust, allein auf das Fest zu gehen, eigentlich schon vergangen war, raffte sie sich auf.

Obwohl sie bereits mehrere Jahre in Börßum lebte, fühlte sie sich unter all den Leuten auf ihrer Straße fremd. Hagen war nicht gerade der gesellige Typ und so waren sie, abgesehen von den direkten Nachbarn, mit niemandem in Kontakt gekommen. Sie stellte den Kuchen zum Büfett, ließ sich ein Glas Mineralwasser geben, sah sich um und setzte sich schließlich an einen der noch freien Tische.

„Na, wenn das mal kein Schicksal ist“, vernahm sie plötzlich eine fremde und doch bekannte Stimme. Als sie sich umsah, erkannte sie den Mann aus dem Zug. „Ich habe doch gesagt, dass uns die Vorsehung irgendwann wieder zusammenführt.“ „Jetzt sagen Sie nur noch Sie wohnen hier?“, entgegnete Isabelle überrascht. „Ich nicht, aber meine Tante.“ „Er deutete auf eine ältere Dame, die Isabelle schon mehrfach mit ihrem Hund gesehen hatte. Ihre anfängliche Skepsis schien also unbegründet.

„Besuchen Sie Ihre Tante öfter?“, hakte sie nach. „So oft, wie es die Zeit zulässt. Nachdem mein Onkel kürzlich verstarb helfe ich ihr gelegentlich im Garten oder bei kleineren Reparaturen im Haus.“ „Das ist sehr lieb von Ihnen.“ „Ich bin übrigens Eddi.“ „Isabelle.“ „Wie kommt es, dass Sie allein hier sind?“ „Mein Mann hat kurzfristig einen Notfall hereinbekommen“, erklärte sie. Eddis Stirn krauste sich. „Ist Ihr Mann Notarzt oder bei der Feuerwehr?“ „Fast, er ist Polizeibeamter.“

Eddi zuckte kaum merklich zusammen. Seine Erfahrungen mit der Ordnungsmacht waren sanft formuliert nicht die Besten. Ein Umstand, der ihn allerdings nicht davon abhielt, Isabelle weiterhin zu umgarnen. War es zunächst ihr Äußeres, was ihn auf sie aufmerksam werden ließ, waren es nun auch ihre Art, das freundliche Wesen und die Ruhe, die von ihr ausging.

„Ich habe einen Kohldampf wie ein Elefant. Wir sollten an das Büffet gehen, ehe nichts mehr da ist“, forderte er Isabelle auf. „Der Käsekuchen ist von mir“, ließ sie ihn wissen und ärgerte sich im selben Moment über ihre Worte. Weshalb war sie nur so nervös? Ebenso gut hätte sie von der berühmten Wassermelone sprechen können. „Vielleicht habe ich ja Glück und es ist ein Stück übriggeblieben.“

Zu Isabelles Überraschung lag tatsächlich nur noch ein einziges Stück auf der Platte. „Ihr Kuchen scheint sehr gut anzukommen“, stellte Eddi fest. Während er nach einem Teller griff, schnappte ihm jemand anderer ausgerechnet dieses Stück auch noch weg. „Entschuldigung, aber den Käsekuchen würde ich nicht nehmen. Da musste sich gerade jemand heftig übergeben, der sechs Stücke davon gegessen hat.“ „Oh, vielen Dank für die Warnung.“ Isabelle schüttelte amüsiert den Kopf. „Wenn ich eine halbe Torte essen würde, müsste ich mich auch übergeben.“ „Pst, er hat´s nicht bemerkt.“

Der Kuchen schmeckte und die Stunden verflogen, weil Eddi es verstand sie immer wieder mit seinen Geschichten zu fesseln und mit seiner fröhlichen Art auf charmante Weise zu unterhalten. Zum ersten Mal seit langer Zeit stand sie im Mittelpunkt. Sie genoss das Gefühl, dass sich jemand für sie interessierte und es war ein fantastisches Gefühl.

„Wollen wir noch woanders hin?“, fragte er nach einer Weile. Isabelle hatte diese Frage kommen sehen und doch hatte sie keine Antwort parat. Es war die Frage, die alles verändern konnte, ihr jetziges Leben auf den Kopf stellen würde und doch war da dieser Reiz, der von dem Gedanken getragen wurde, etwas Unanständiges zu tun. Letztlich war es das schlechte Gewissen, was sie abhielt von den verbotenen Früchten zu naschen.

„Ich finde es hier eigentlich sehr nett und ganz abgesehen davon, wird mein Mann sicher bald nachkommen.“ „Das ist wirklich sehr schade, aber wahrscheinlich hat das Schicksal einen anderen Weg für uns vorhergesehen.“ Isabelle lächelte ihm ungläubig zu. „Dann sollten wir das Schicksal besser nicht herausfordern.“ Eddi erhob sich, reichte ihr vielsagend die Hand und verabschiedete sich. „Wir sehen uns.“ Isabelle beobachtete, wie er sich von seiner Tante verabschiedete. Sie sah, wie er ihr ein letztes Mal zuwinkte und wie er schließlich das Fest verließ.

Sie musste sich eingestehen, wie knapp sie an einer Dummheit vorbeigeschrammt war und sie schämte sich für die Gedanken, die sie dabeihatte. Erst als Hagen einige Minuten später die Bildfläche betrat atmete sie auf. Auch wenn sie sich selbst ihrer Gefühle zu ihm nicht mehr sicher war, verband sie ihre Ehe und das Wohl ihrer Kinder. Sie sollten nicht durch das tränenreiche Tal einer Scheidung gehen. Eine Erfahrung, die ihr selbst nicht erspart geblieben war.

Keiner der folgenden Tage verging, ohne dass sie mit ihren Gedanken bei Eddi gewesen wäre. So sehr sie sich auch dagegen wehrte, so sehr wuchs das Verlangen ihn wiederzusehen. Während sie nach der Arbeit mit dem Zug nach Hause fuhr suchten ihre Augen jedes Abteil nach ihm ab. Sie ertappte sich dabei, wie die Enttäuschung darüber jedes Mal größer wurde. Inzwischen waren drei Wochen vergangen und fast hatte sie die Hoffnung aufgegeben, ihn jemals wiederzusehen, als sie ihn auf genau dem Platz entdeckte, auf dem er ihr zum ersten Mal aufgefallen war.

Es war wie ein starker Magnet, der sie anzog, nicht mehr aus seiner Intensität entlassen wollte. Sie sah nur noch ihn, nichts von dem, was sonst um sie herum geschah. Die Welt schien in diesem Moment still zu stehen. Er saß einfach nur da und sie ging auf ihn zu und küsste ihn, einfach so, als wären ihre Herzen schon seit ewigen Zeiten für einander bestimmt. In diesem Augenblick wusste sie, dass es das Schicksal war, in dessen Hände sie sich mit diesem Kuss begeben hatte.

Fortsetzung vom 20.07.24

-4-

Das Leben ist ein Karussell, egal wo wir es besteigen, irgendwann kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Die Kunst ist es, während der Fahrt nicht abzustürzen, denn ab und an suchen wir das Risiko. Wir reißen beide Hände in die Höhe, genießen den Fahrtwind, die Freiheit und das Glück des Lebens. Wer es übertreibt und den Zeitpunkt verpasst, in dem er zur Gewissheit zurückkehren sollte, weil sich das Karussell immer schneller dreht, wird dafür bezahlen.

Isabelle hatte bereits mehrere Runden auf dem Karussell hinter sich. Sie genoss das neue Glück und sie genoss die Aufmerksamkeit, die ihr Eddi entgegenbrachte. Endlich gab es jemanden, der ihr zuhörte, ihre Gefühle, aber auch ihre Sorgen und Nöte ernst nahm. War sie Anfangs lediglich bereit nur eine Hand von den Haltegriffen zu lösen, war es Eddi der sie dazu brachte freihändig zu fahren. Sie hatte die Umklammerung ihrer Familie hinter sich gelassen und wartete nun darauf, einen weiteren Schritt an Eddis Seite zu gehen. Doch dazu musste sie aufstehen.

Sie lagen nebeneinander und schmusten, wie sie es bei jeder sich bietender Gelegenheit taten. Es ist ein Gesetz der Liebe, dass der, der sie erfährt immer mehr davon haben will, weil sie ihm guttut. Die Sehnsucht nach diesem Glücksgefühl verzerrt uns, wenn wir es nicht ausleben können.

„Wo bist du heute mit deinen Gedanken?“, spürte Eddi ihre Abwesenheit. „Ich möchte an jedem verdammten Morgen neben dir aufwachen, wann immer ich es will mit dir zusammen sein und mich nicht länger vor der Welt da draußen verstecken müssen.“ „Das möchte ich auch, aber du selbst bist es, die bislang Bedenken wegen der Kinder hatte.“ „Ich weiß, mein Schatz“, seufzte sie.

„Ich glaube Hagen hat etwas bemerkt“, wechselte sie abrupt das Thema. „Wie kommst du darauf?“ „Auch wenn er sich für mich nicht sonderlich interessiert, bekam er natürlich mit, dass ich mich in den vergangenen Monaten verändert habe. Erst kürzlich sprach er mich darauf an.“ Eddis Stirn krauste sich. „Glaubst du er ahnt etwas?“ „Gut möglich, aber im Grunde ist es mir auch egal. Soll er doch, dann ist dieses Versteckspiel endlich zu Ende.“

Eddi stieß einen tiefen Seufzer aus. „Versteh mich richtig, ich möchte auch jede Minute mit dir zusammen sein, aber wie du weißt bin ich auch verheiratet. Ich kann Kerstin nicht im Stich lassen. Du weißt, wie hilflos sie ohne mich wäre.“ „Du hast recht, ich bin egoistisch. Genießen wir die wenige Zeit, die wir miteinander haben.“ Im selben Moment warf sie sich auf ihn, küsste und streichelte ihn, bis beide in sich verschlungen ihre Liebe in vollen Zügen auskosteten.

-5-

„He, fahr mal etwas langsamer“, forderte Rüdiger den Mann am Steuer auf. Der Polizeihauptmeister war sich im Hinblick auf seine Beobachtung nicht sicher. „Ist das nicht Hagens Frau?“ „Wo?“ „Na da am Hoteleingang“, deutete Rüdiger auf ein Pärchen. „Oh Mist, ich glaube ja.“ „Arbeitet die nicht hier in Braunschweig?“ „Keine Ahnung, aber nach Arbeit sieht das nicht aus“, schmunzelte sein jüngerer Kollege süffisant. „Willst du es ihm sagen?“ Rüdiger Ziese verzog nachdenklich das Gesicht. „Wir können unseren Kollegen nicht ins offene Messer laufen lassen.“

Bereits am Abend desselben Tages ergab sich die Möglichkeit zu einem vertraulichen Gespräch mit Hagen Schade. „Wie du weißt, waren Ralf und ich heute Nachmittag bei der Staatsanwaltschaft in Braunschweig, um Beweismittel abzugeben.“ „Ja und?“, reagierte Hagen ungeduldig. „Vor dem Hotel Conti sahen wir deine Frau“, fuhr Rüdiger fort. „Ja und? Isabelle arbeitet dort in der Nähe.“ „Sie war nicht allein, Hagen. Ein Mann war bei ihr und glaub mir, die Situation war eindeutig.“

Hagen schüttelte den Kopf. „Blödsinn, du musst dich verguckt haben. Wahrscheinlich sah die Frau Isabelle nur ähnlich und so gut kennst du sie ja auch gar nicht.“ „Jetzt, wo du es sagst“, lenkte der Polizeihauptmeister ein. „Sicherlich irre ich mich. Ich habe deine Frau ja auch nur einmal gesehen.“ „Isabelle würde mich nie betrügen. Abgesehen davon wäre sie gar nicht dazu im Stande und wo hätte sie auch einen anderen Kerl kennenlernen sollen?“ „Also dann nichts für ungut, Hagen.“ Die Männer schlugen freundschaftlich ihre Hände ineinander. „Ich danke dir trotzdem, für den gut gemeinten Hinweis.“

Natürlich hatte sich der Obermeister vor seinem Dienststellenleiter nicht die Blöße geben wollen. Aufgeschreckt hatte ihn Rüdiger auf jeden Fall, auch wenn er sich sicher war, dass ihn Isabelle nie betrügen würde. Noch bevor sein Dienst beendet war, traf er die Entscheidung, ihr nichts von der Beobachtung zu erzählen. Er war Polizist und als solcher verfügte er über eine ganze Reihe von Möglichkeiten, seine Frau zu überwachen. Noch am gleichen Abend nutzte er eine günstige Gelegenheit, um ihr heimlich ein Schlafmittel in ihren Rotwein zu mischen.

„Wie war dein Tag?“, erkundigte er sich, während er ihr das Glas reichte. „Na ja, so wie die anderen Tage halt, entgegnete Isabelle achselzuckend. Innerlich fragte sie sich weshalb er sich erkundigte. „Gibt es einen besonderen Grund für deine Frage?“, fühlte sie sich kontrolliert. „Nö, eigentlich nicht. Wir sehen uns nur sehr wenig in letzter Zeit, da ist es doch legitim, wenn ich mal nachfrage, oder?“

„Ja klar, ich bin dein Interesse halt nicht gewohnt. Also, nach der Arbeit bin ich noch ein wenig durch die Schlossarkaden gebummelt und einen Zug später als normalerweise nach Hause gefahren. Als ich ankam habe ich die Hausarbeit erledigt und das Abendessen zubereitet. Nebenbei habe ich Martin bei den Schulaufgaben geholfen. Habe ich deine Frage damit ausreichend beantwortet?“

„Du weißt ganz genau, wie meine Frage gemeint war“, stellte er klar. „Es gibt keinen Grund für dich eingeschnappt zu sein. Da zeigt man mal Interesse und dann ist es auch wieder nicht recht. Weshalb beschwerst du dich dann?“ Isabelle leerte ihr Glas und schüttelte den Kopf. „Okay, wenn du es so gemeint hast, ist es ja gut, aber ehe das hier in einem Streit endet, gehe ich lieber ins Bett. Ich bin sowieso plötzlich ziemlich müde.“

„Schade, dass du mich falsch verstanden hast und der Abend auf eine so blöde Weise enden muss, aber wenn du so down bist, dann leg dich halt hin. Ich bleibe noch ein bisschen im Garten sitzen und lese noch etwas.“ „Mach das und sei mir nicht böse.“ „Schlaf gut.“

Hagen wartete eine halbe Stunde ehe er ihr ins Schlafzimmer folgte. Zuvor hatte er ihr Handy aus ihrer Handtasche genommen. Als er sicher war, dass sie fest schlief hielt er ihren Zeigefinger auf den Abdruckscanner, um das Gerät zu entsperren. Was er daraufhin in ihren WhatsApp Nachrichten las verschlug ihm den Atem. Trotz allem blieb er ruhig und besonnen, während er sich die Selfies ansah, die seine Frau und ihren Liebhaber in offensichtlich glücklichen Posen zeigten.

Mit jedem Foto und mit jeder Liebesbekundung wuchs in ihm jedoch die Wut. Er überlegte, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte und ob es sich überhaupt noch lohnte an ihrer Ehe festzuhalten. Letztlich kam er zu der Entscheidung, sich nicht kampflos wegnehmen zu lassen, was ihm gehörte. Also beschloss er Isabelle besser zu kontrollieren. Er installierte kurzerhand eine Spionagesoftware auf ihrem Handy. So war es ihm möglich, jeden ihrer Schritte zu überwachen, problemlos jede Korrespondenz zu lesen und sie sogar über ihr Handy abzuhören. Sein weiteres Vorgehen musste sich aus der Entwicklung der nächsten Wochen ergeben.

 

 

Die Fortsetzung folgt am 27.07. an dieser Stelle

 

 

Sobald das fertige Manuskript lektoriert wurde, geht es als eBook Leseprobe in den Downloadbereich.

Kurz darauf ist es dann auch als Taschenbuch zu erwerben.

 

An dieser Stelle finden Sie nach und nach wieder drei Fragen zum aktuellen Werkstattroman.

Die Antworten bitte bis zum 30.08.24 an Uwe.brackmann59@gmail.com senden.

 

1. wo wohnen Isabelle und Hagen Schade?

2.

3.

vielen Dank für die rege Beteiligung am Gewinnspiel. Es sind wieder zahlreiche richtige Lösungen eingegangen. Alle Gewinner wurden benachrichtigt. Viel Spaß beim lesen des neuen Band 51 und hoffentlich bis zum nächsten mal.

 

Hier noch einmal die Spielregeln.

Mit jeder Buchvorstellung, also noch bevor das Buch in den Druck bzw. in den Downloadbereich wechselt, stelle ich an dieser Stelle drei Fragen aus dem Werkstattbuch, die Sie in einer Mail an mich richtig beantworten sollten. Der Einsender jeder zehnten richtigen Mail erhält ein handsigniertes Taschenbuch aus meiner Kollektion. Aber auch die übrigen Mitspieler gehen nicht leer aus. Sofern sie mir die richtigen Lösungen zugemailt haben erhalten sie jeweiles ein E Book zugesandt.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Solange das Buch in der Werkstatt steht, können Sie sich am Gewinnspiel beteiligen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mich sehr über die rege Teilnahme und die vielen Mails freue, die bei früheren Gewinnspielen bei mir eingegangen sind.

 

Haben Sie die vorangegangenen Kapitel aufmerksam gelesen? Dann könen Sie die Fragen sicher beantworten. Wenn Sie glauben, alle drei Fragen richtig beantworten zu können, mailen Sie die richtigen Antworten an: uwe_brackmann@uwe-brackmann.de

Bis dahin: Ihr Uwe Brackmann

 

Der 51. Roman aus der

Detektei Lessing

"Keine Soko für Remlingen"

 

ist ab 16.05.24 im regionalen Buchhandel und auf Bestellung unter "Kontakt",

dann auch gern als Geschenk mit Signatur zu bestellen. Im Downloadbereich, kann er als 4 Kapitel umfassende Leseprobe heruntergeladen werden kann. Das komplette E-Book ist dann für 2,99 € in einer Mail an "Autor-Brackmann@htp.com" zu bestellen.

 

Die ersten 50 Fälle aus der Detektei Lessing sind ebenso im Downloadbereich für je 2,99€ als E-Book zu bestellen.

 

 

Wolfenbütteler 'Buchhandlung Behr' Kornmarkt

Wolfenbütteler 'Buchhandlung Steuber' Am alten Tore

Melveroder Buch und Schreibwarenhandel im Einkaufszentrum

in Vorsfelde in der Buchhandlung Sopper, Lange Str. 17

im Hornburger Toto Lotto Laden 'Cafè Clemens'

in der Bücherheimat in Bad Harzburg

im 'Café TAsse' Mönchevahlberg Schulstr. 5

zu erhalten

 

Mein Dank gilt in besonderer Weise, Frau Viola Dowhanycz und Herrn Jürgen Nieber, die meine Manuskripte aus reinem Idealismus lektorieren. Mit im Team sind die Maler Robert Tschöp, Charlotte Matzeit und Rüdiger Franz die mit ihren Bildern maßgeblich die Einbände zur Detektei Lessing mitgestalten. Überdies mit dabei, der Bremer Fotograf Andreas Eberl, der dem letzten Mike Winter Krimi mit seinem Foto ein Supereinband gab. Den Link zu seiner Argentur findet ihr übrigens auf dieser Website.